Große Kammer in Cheops-Pyramide entdeckt

Elektrisch geladene Myonen offenbaren bisher unbekannten Hohlraum inmitten des Weltwunders der Antike
Myonen offenbaren eine bisher verborgene Kammer in der Cheops-Pyramide
Myonen offenbaren eine bisher verborgene Kammer in der Cheops-Pyramide
© ScanPyramids mission
Nagoya (Japan)/Oula (Ägypten) - Die Cheops-Pyramide in Gizeh vor den Toren Kairos ist das einzige noch erhaltene Weltwunder der Antike. Nun entdeckte ein Team von Physikern und Archäologen inmitten des etwa 4500 Jahre alten Grabmals des Pharaos Cheops – altägyptisch Khufu – einen mindestens 30 Meter langen Hohlraum oberhalb der Großen Galerie. Nicht Bohrungen führten zu dieser archäologischen Sensation, sondern Myonen – elektrische geladene Teilchen, die durch kosmische Strahlung in der oberen Erdatmosphäre erzeugt werden.

Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature“ berichten, konnte dieser spektakuläre Fund durch drei, unabhängig voneinander durchgeführte Messungen mit verschiedenen Myonen-Detektoren bestätigt werden. Ob sich altägyptische Objekte in der Kammer befinden, können die Wissenschaftler allerdings noch nicht sagen. Aber sie erhoffen sich aus ihren Untersuchungen Aufschluss über bislang ungeklärte Techniken, mit denen das knapp 139 Meter hohe Monument etwa 2500 vor Christus errichtet wurde. So könnte der Hohlraum, der offenbar über keinen Zugang verfügt, aus statischen Gründen gebaut worden sein.

„Der Hohlraum sieht aus wie ein Korridor“, berichten Kunihiro Morishima von der japanischen Nagoya University und seine Kollegen aus Frankreich und Ägypten. Er ist bis zu drei Meter hoch und zwei Meter breit. Also groß genug, damit Menschen aufrecht durch ihn schreiten können. Mindestens 30 Meter lang verläuft der Hohlraum horizontal oder leicht geneigt nach oben mit etwa zwei Metern Abstand zur Außenwand der Pyramide. Sein Volumen ist damit vergleichbar mit dem der Großen Galerie, die einige Meter unterhalb der Kammer verläuft.

Für diese Entdeckung nutzten die Forscher verschiedene Myonen-Detektoren, die sonst für die Analyse von Partikelkollisionen in Teilchenbeschleunigern angewendet werden. Diese Nachweisgeräte installierten sie sowohl innerhalb der Pyramide in der etwas kleineren Königinnenkammer als auch außerhalb vor der Nordseite des Bauwerks. Mit hoher Ortsauflösung zeichneten die Detektoren die Flugbahnen der Myonen auf, die durch das größtenteils massive Mauerwerk dringen konnten.

Jede Sekunde treffen aus der Atmosphäre etwa 100 Myonen auf jeden Quadratmeter Erdoberfläche auf. Die meisten Myonen – die vergleichbar mit Elektronen sind, nur etwa 200 mal schwerer – wurden von den Steinen der Pyramide absorbiert. So dauerte es mehrere Monate, bis die Forscher genug Myonen messen konnten, um auf den verborgenen Hohlraum schließen zu können.

Der Nachweis der Myonen allein genügte den Forschern dabei nicht. So verglichen sie ihre Messdaten mit der theoretisch zu erwartenden Myonenrate einer komplett massiven Pyramide ohne Hohlräume. Da die Daten eine signifikant höhere Myonenanzahl zeigten, konnte auf die Existenz von Hohlräumen geschlossen werden. Denn Stein absorbiert die geladenen Teilchen. Luft können sie dagegen ohne jede Störung durchdringen. Die Analyse bestätigte die Position der drei bereits bekannten Kammern und zusätzlich den verborgenen vierten Hohlraum. Mit allen drei Messreihen konnten die Forscher unabhängig voneinander auf die Existenz des Hohlraums schließen. Lediglich die genaue Lage – horizontal oder leicht geneigt - ließ sich mit den Daten nicht eindeutig ermitteln.

„Diese Entdeckung belegt, dass die Methoden der Teilchenphysik ein neues Licht auf wichtige Bauwerke der Menschheit werfen können“, fassen Morishima und Kollegen zusammen. Ob und wann nun Bohrungen folgen, um zu der noch verschlossenen Kammer vorzustoßen, ist noch nicht absehbar. Denn es gilt, jede unnötige Schädigung der Pyramide zu vermeiden. Doch auch wenn die Kammer keine Schätze enthalten sollte, könnten die neuen Messungen Aufschluss über die immer noch nicht geklärten Methoden beim Bau der Pyramide liefern.

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