Große Bakterienvielfalt auf der Handinnenfläche

Die Hände von Frauen beherbergen mehr Bakterienarten als Männerhände - das individuelle Artenspektrum ist dabei sehr groß und sehr unterschiedlich
Ein typischer Hautkeim: Staphylococcus epidermidis (im Rasterelektronenmikroskop)
Ein typischer Hautkeim: Staphylococcus epidermidis (im Rasterelektronenmikroskop)
© Janice Carr (Centers for Disease Control and Prevention)
Boulder (USA) - Wie der Darm ist auch die Haut ein natürlicher Standort von harmlosen und nützlichen Bakterien. Bisher war es nicht möglich, exakte Angaben über das Artenspektrum dieser Hautkeime zu machen. Doch jetzt stellten amerikanische Forscher mit modernsten molekularbiologischen Methoden fest, dass die Artenvielfalt der Mikroben auf der Innenfläche unserer Hände sehr viel größer ist, als bisher vermutet. Zudem unterscheidet sich das Spektrum der Bakterienarten zweier Menschen beträchtlich. Frauenhände beherbergen überraschenderweise eine deutlich größere Zahl unterschiedlicher Spezies als Männerhände. Diese Ergebnisse erschweren es, zwischen einer gesunden und einer krankhaft veränderten Hautflora zu unterscheiden, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)".

"Ich betrachte Menschen als 'Kontinente' mikroskopischer Ökosysteme. Diese sind, was die Diversität betrifft, den tropischen Regenwäldern oder der Tiefsee vergleichbar", sagt Noah Fierer von der University of Colorado at Boulder. Er und seine Kollegen analysierten das Artenspektrum der Hautkeime, die auf der Handinnenfläche leben. Dazu nahmen sie bei 51 gesunden Personen Untersuchungsmaterial von beiden Händen. Mithilfe einer speziellen DNA- und Sequenziertechnik konnten sie insgesamt 4742 Arten von Bakterien nachweisen. Die Bakterienpopulation der Hand einer Person setzte sich aus mehr als 150 Spezies zusammen - dreimal so viel, wie auf der Haut des Unterarms lebten. Dabei stimmten die Hautkeime der rechten und linken Hand derselben Person nur in 17 Prozent der Spezies überein. Und bei zwei verschiedenen Personen zeigten nur 13 Prozent der Keimarten Übereinstimmung. Händewaschen hatte nur einen vorübergehenden Effekt und beeinflusste die Diversität der Mikrobenpopulation kaum.

Erstaunlich war, dass bei Frauen mehr Bakterienarten gezählt wurden als bei Männern. Verantwortlich dafür könnte der Säuregrad sein, vermuten die Forscher. Die Haut von Männern weist einen saureren pH-Wert auf, der das Wachstum einiger Bakterienarten hemmt. Aber auch die unterschiedlich starke Produktion von Schweiß und Fett, die Hautdicke und der Hormonspiegel könnten eine Rolle spielen. "Die große Mehrheit der Bakterien ist harmlos, einige verhindern sogar, dass sich Krankheitserreger vermehren", sagt Rob Knight, ein Mitglied des Forschungsteams. Aber kranke Menschen können Erreger über die Hände übertragen und bei geschwächter Immunabwehr kann sich die Zusammensetzung der Hautkeime verändern. Daher haben weitere Arbeiten das Ziel, zwischen einer gesunden und einer krankhaft veränderten Hautflora unterscheiden zu können. Dieses Ziel ist Teil des "International Human Microbiome Project", das sämtliche im und auf dem menschlichen Körper vorkommenden Mikroben auflisten und deren Bedeutung für die Gesundheit klären soll.

University of Colorado
Quelle: "The influence of sex, handedness, and washing on the diversity of hand surface bacteria", Noah Fierer et al., Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Online-Publikation, www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0807920105


 

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