Geschickter durch Gleichstrom
"Die Ergebnisse unserer Studie sind relevant für die klinische Forschung zur Wiedererlangung motorischer Fähigkeiten nach einem Schlaganfall", erklärt Gottfried Schlaug vom Beth Israel Deaconess Medical Center und der Harvard Medical School in Boston. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte er die Auswirkungen transkranieller Gleichstromstimulation auf die Geschicklichkeit bei 16 gesunden Rechtshändern getestet. Bei dieser Technik werden Elektroden auf der Kopfhaut angebracht und ein schwacher Gleichstrom verändert direkt durch Kopfhaut und Schädeldecke hindurch die Erregbarkeit der darunter liegenden Hirnbereiche. Im Bereich der positiven Elektrode wird das Hirngewebe erregbarer, während im Bereich der negativen Elektrode das Gegenteil der Fall ist. Im Experiment sollten die freiwilligen Probanden nun mit den Fingern ihrer linken Hand eine komplexe Zahlenfolge eintippen, die auf einem Computerbildschirm erschien. Währenddessen stimulierten die Forscher entweder an der Motorik beteiligte Regionen einer oder beider Hirnhälften mit dem schwachen Gleichstrom oder gaben nur vor, die Prozedur durchzuführen.
Das Ergebnis war frappierend: Die Stimulation beider Hirnhälften mit dem Gleichstrom verbesserte die Leistungen der Teilnehmer um 24 Prozent. Nur eine Gehirnhälfte zu behandeln brachte im Vergleich dazu lediglich eine Verbesserung von 16 Prozent, die Scheinbehandlung eine von 12 Prozent. Dies zeige die Möglichkeit auf, dass die Stimulation beider Hirnhälften auf eine ganz bestimmte Weise die Erholung nach einem Schlaganfall beschleunigen könnte, so Schlaug. Der Gleichstrom müsste dazu derart genutzt werden, dass unerwünschte Effekte einer motorischen Region blockiert würden, während die Funktionen in anderen motorischen Regionen gezielt verstärkt würden.