Genetischer Bluttest unterscheidet zwischen Schnupfen und Grippe
"Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse zu einer ganz neuen Form der Diagnose von Infektionskrankheiten führen werden", sagt Geoffrey Ginsburg von der Duke University in Durham. Im Gegensatz zur klassischen Methode des Erregernachweises wollen die Forscher aus veränderten Genaktivitäten von Immunzellen des Patienten eine Diagnose ableiten. Dazu suchten sie nach Genen, deren Aktivität sich bei einer Infektion der oberen Atemwege verändert. An der Studie nahmen 57 gesunde Probanden teil, die sich mit einem Rhinovirus, dem Respiratory-Syncytial-Virus oder dem Influenza A-Virus infizieren ließen. Dann wurden über einen längeren Zeitraum mehrere Blutproben entnommen und mithilfe von Genchips die Aktivitäten von Genen der weißen Blutkörperchen ermittelt. Diese Immunzellen reagieren schnell und differenziert auf eingedrungene Erreger, um Abwehrmaßnahmen einzuleiten.
Ein Aktivitätsspektrum von 30 Genen zeigte an, ob es zu einer Erkrankung kam oder nicht. Mit mehr als 95-prozentiger Sicherheit konnte der Test erkennen, ob eine akute Atemwegsinfektion vorlag. Mit ähnlich hoher Zuverlässigkeit waren mit anderen Proben bakterielle und virale Infektionen unterscheidbar. Ob jemand mit Influenzaviren infiziert war, wies die Gensignatur sogar mit 100-prozentiger Sicherheit nach. Ein früher Erregernachweis helfe dabei, schnell die richtige Therapie zu verordnen und liefere wichtige Daten bei einer Epidemie, sagt Ginsburg. "Das ist aber erst der erste Schritt. Jetzt müssen wir unsere Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen." Unter anderem müsse der Gentest auch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem noch zuverlässige Resultate liefern. Erst dann könne man an einen generellen Einsatz des Verfahrens denken.