Gebärmutterhalskrebs: AIDS-Medikament schützt vor Krebsviren

"Wir konnten zeigen, dass Lopinavir HPV-infizierte Zellen tötet, indem es ein bekanntes Virenabwehrsystem reaktiviert, das durch HPV blockiert wird", sagt Ian Hampson von der University of Manchester. Wenn Papillomaviren Schleimhautzellen der Gebärmutter infizieren, entstehen Genitalwarzen. Bei bestimmten Virustypen kann sich daraus ein Karzinom entwickeln. Das ließe sich verhindern, indem man bereits die Krebsvorstufe, also die HPV-Infektion, bekämpft. Dafür gibt es zwar inzwischen eine Impfung, aber diese schützt nicht vor allen Krebs auslösenden HPV-Typen. Außerdem ist sie nicht mehr wirksam, wenn die Zellen bereits infiziert sind.
In Experimenten mit menschlichen Zellkulturen fanden die Forscher heraus, dass Lopinavir HPV-infizierte Zellen abtötet, noch bevor sich Krebszellen entwickelt haben. Gesunde Zellen wurden dagegen nicht geschädigt. Außerdem verstärkte das Medikament die durch die Papillomaviren gehemmte Produktion des Enzyms Ribonuklease L, das der Virenabwehr dient. Um diese Wirkung bei infizierten Schleimhautzellen der Gebärmutter erzielen zu können, seien aber 10-15fach höhere Konzentrationen des Medikaments nötig, als mit Tabletten erreichbar sind, so Hampson. Daher müsste das Mittel für klinische Studien als Creme oder Pessar lokal verabreicht werden.
Nach Angaben der Autoren erkranken jährlich weltweit mehr als 490.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. 70 Prozent der Fälle lassen sich auf Infektionen mit den beiden Papillomavirustypen HPV-16 und HPV-18 zurückführen. Besonders betroffen sind die Frauen in Afrika, zumal eine HPV-Infektion auch eine Übertragung von HI-Viren begünstigt.