Gängiges Osteoporosemittel kann Herzprobleme auslösen

Im Zweifelsfall gilt es, Nutzen und Risiken sorgfältig abzuwägen
Seattle (USA) - Gegen Knochenschwund hilft der Wirkstoff Alendronat. Doch wirkt sich die Arznei, die unter dem Namen Fosamax erhältlich ist, möglicherweise auf die Funktionsfähigkeit des Herzens aus und führt zu Vorhofflimmern. Frauen, die das Mittel einnehmen, haben ein beinahe doppelt so hohes Risiko, diese chronische Herzrhythmusstörung zu entwickeln. Das haben amerikanische Mediziner in einer Studie mit mehr als 1600 Frauen beobachtet. Die Forscher schätzen, dass etwa drei Prozent der Neuerkrankungen mit diesen Herzbeschwerden auf die Einnahme des Mittels zurückzuführen sein könnten, berichten sie im Fachblatt "Archives of Internal Medicine".

"Sorgfältige Beurteilung ist notwendig, um die Risiken und Nutzen jeder Medikation für jeden individuellen Patienten abzuwägen", sagt Susan R. Heckbert von der University of Washington in Seattle. "Für die meisten Frauen, die ein hohes Risiko einer Knochenfraktur haben, wird der Nutzen von Alendronat, Knochenbrüche zu reduzieren, das Risiko eines Vorhofflimmerns überwiegen." Etwa einer von hundert Menschen leidet unter Vorhofflimmern, jenseits der 80 beinahe jeder neunte. Die Herzrhythmusstörung ruft in vielen Fällen keine Symptome hervor und ist nicht unbedingt lebensbedrohlich, kann jedoch auch Beschwerden wie Müdigkeit, Herzklopfen, Ohnmachtsanfälle oder eine Herzinsuffizienz mit sich bringen. Heckbert und ihre Kollegen untersuchten in ihrer Studie insgesamt 719 Frauen mit Vorhofflimmern und 966 Frauen selben Alters ohne die Herzbeschwerden.

Mehr Patientinnen mit Vorhofflimmern als Frauen aus der Kontrollgruppe hatten irgendwann das Osteoporosemittel geschluckt. "Jemals Alendronat eingenommen zu haben war im Vergleich dazu, das Medikament nie bekommen zu haben, mit einem 86 Prozent höheren Risiko eines neu diagnostizierten Vorhofflimmerns verbunden", erklärt Heckbert. Der Wirkstoff könnte möglicherweise die Funktion bestimmter regulatorischer Proteine stören, Entzündungsprozesse auslösen oder einen leichten Anstieg von Kalzium und Phosphaten im Blut bewirken und über jeden dieser Mechanismen die Herzkammern schädigen und die Herzrhythmusstörungen begünstigen.

Die Ergebnisse von Heckbert und ihren Kollegen können Ärzten und Patientinnen helfen, die mit Fosamax verbundenen Risiken besser einzuschätzen und gegen den Nutzen des Mittels sorgfältig abzuwägen, hoffen die Forscher. Für viele Patientinnen mit einem durch die Osteoporose bedingten enormen Knochenbruchrisiko würde der Nutzen des Osteoporosemittels die mögliche Nebenwirkung vermutlich überwiegen. Bei Frauen mit nur geringem Knochenbruchrisiko oder mit anderen Risikofaktoren für Herzprobleme sollte dagegen überaus sorgfältig entschieden werden, ob das Medikament sinnvoll wäre oder besser nach Alternativen gesucht werden sollte.

Archives of Internal Medicine
Quelle: "Use of Alendronate and Risk of Incident Atrial Fibrillation in Women", Susan R. Heckbert et al.; Archives of Internal Medicine, (Vol. 168, S. 826)


 

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