Früher Alkoholgenuss kann den Weg zum Trinker ebnen

Neugierde oder Stressbewältigung scheinen das Risiko für Alkoholsucht dagegen nicht zu heben
Durham (USA) - Im Jugendalter stark dem Alkohol zuzusprechen, kann riskant sein. Der frühe ausschweifende Alkoholgenuss birgt offenbar besonders große Gefahr, später alkoholabhängig zu werden. Charaktereigenschaften wie Stressanfälligkeit oder eine Vorliebe, Neues zu entdecken, scheinen dagegen keine Rolle zu spielen. Das haben amerikanische Forscher in Versuchen mit jugendlichen Ratten beobachtet, wie sie im Fachblatt "Alcoholism: Clinical and Experimental Research" berichten. Damit bestätigen sie Vermutungen, dass übermäßiger Konsum von Alkohol gerade in jungen Jahren ein hohes Suchtpotenzial hat.

"Eines unserer Schlüsselergebnisse ist, dass Trinkgewohnheiten sich bereits nach nur einigen wenigen Berührungen mit Alkohol manifestieren können", erklärt Nicole L. Schramm-Sapyta vom Duke University Medical Center in Durham. "Ratten, die nach nur drei Nächten Alkoholgenuss eine Vorliebe für Alkohol zeigten, waren auch sehr wahrscheinlich nach einer längeren Zeit die stärksten Trinker." Wer bereits im Jugendalter trinkt, tendiert recht wahrscheinlich zu Alkoholproblemen, jedoch trifft dies nicht zwangsläufig auf jeden Jugendlichen zu. Schramm-Sapyta und ihre Kollegen wollten in ihren Versuchen Hinweise darauf finden, wie sich jugendliche starke Trinker unterscheiden und ob individuelle Charaktermerkmale einen Einfluss auf das Suchtverhalten nehmen.

Dazu untersuchten die Wissenschaftler zunächst den Charakter von 48 männlichen Ratten im Jugendalter, indem sie deren Verhalten in neuen Situationen sowie Stressreaktionen testeten. Dann beobachteten sie die Trinkgewohnheiten der Tiere und maßen wie viel sie jeweils zu sich nahmen: Zunächst boten sie ausschließlich Wasser an, dann nötigten sie den Ratten drei Nächte lang eine Alkohollösung auf. Darauf hatten die Nager zehn Nächte lang die Wahl zwischen Wasser und Alkohol. Das Rückfallverhalten beurteilten die Forscher, indem sie nach zwei Nächten Abstinenz erneut Alkohol offerierten.

Das Trinkverhalten der Tiere am dritten Tag des erzwungenen Alkoholkonsums stand in eindeutigem Zusammenhang mit dem späteren Alkoholkonsum, fanden die Forscher. Dies wiederum stand im Verhältnis zum Rückfallverhalten. Tiere, die dem Alkohol bereits anfänglich deutlich zugetan waren, sprachen ihm auch weiterhin besonders zu, als sie die Wahl hatten. Charakterliche Eigenschaften wie etwa Stressverhalten oder Neugierde ließen dagegen keine Aussage über die Trinkgewohnheiten der Nager zu.

Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen, dass starkes Trinken in der Jugend künftige Alkoholprobleme prognostizieren kann. "Sie legen nahe, dass Eltern die Maßstäbe für Trinken im Jugendalter verstehen sollten und dass geringe Mengen Alkohol normal sind", erklärt Schramm-Sapyta. "Es wird jedoch notwendig, sich mit dem Trinken zu befassen, wenn sich ein Kind außerhalb der Norm seiner Altersgenossen und anderer Teenager befindet, oder wenn es sich oder andere gefährdet."Auf den Menschen übertragen legen die Beobachtungen von Schramm-Sapyta und ihren Kollegen nahe, dass diejenigen, die bereits bei den ersten Berührungen mit Alkohol exzessiv trinken, ein besonders hohes Risiko tragen, zum Alkoholiker zu werden. Warum sie schon so früh starke Trinker sind oder wie ihnen geholfen werden kann, darüber geben die Untersuchungen allerdings noch keinen Aufschluss. In weiteren Forschungen wollen die Wissenschaftler sich besonders darauf konzentrieren, wie sich exakter abschätzen ließe, welche Tiere besonders gefährdet sind.

Alcoholism: Clinical and Experimental Research
Quelle: "Early Ethanol Consumption Predicts Relapse-Like Behavior in Adolescent Male Rats", Nicole L. Schramm-Sapyta et al.; Alcoholism: Clinical and Experimental Research (Vol. 32, S. 754, doi:10.1111/j.1530-0277.2008.00631.x)


 

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