Frischer Wind bläst durchs Sonnensystem

„Die Variationen in der Richtung des interstellaren Windes könnten ein Anzeichen dafür sein, dass die galaktische Umgebung unseres Sonnensystems sich ändert“, berichtet Priscilla Frisch von der University of Chicago. Die Forscher stießen auf dieses Phänomen, als sie Daten der Raumsonde Interstellar Boundary Explorer, kurz IBEX, auswerteten. IBEX kreist seit 2008 um die Erde und sucht nach neutralen Atomen, die von außerhalb unseres Sonnensystems stammen und Hinweise auf das interstellare Umfeld geben können. Vor allem neutrales Helium ist ein guter Botenstoff, um die Richtung und Stärke des interstellaren Gases zu erforschen. Da es keine elektrische Ladung trägt, beeinflussen die Magnetfelder im Sonnenwind es nicht. So kann dieses Helium relativ ungehindert durch unser Sonnensystem strömen und wird praktisch nur durch die Schwerkraft der Sonne abgelenkt.
Als die Forscher in den IBEX-Daten seltsame Variationen sahen, zogen sie deshalb Daten von zehn verschiedenen Satelliten seit den 1970er Jahren heran, teilweise auch noch von Weltraummissionen der Sowjetunion. Wie sie sahen, hatte sich die vorherrschende Windrichtung geändert. Auf die Erde hat dies jedoch keinen Einfluss. Nur die neutralen Teilchen können durch den Sonnenwind dringen. Und das Gas in der lokalen interstellaren Wolke ist zwar rund 6.000 Grad heiß, aber so extrem dünn, dass es kaum Wärme zu übertragen vermag. Dort findet sich nur ein Atom auf drei Kubikzentimeter – im Vergleich zu zwölf Milliarden Atomen pro Kubikzentimeter am Rand der Erdatmosphäre zum Weltraum. Unser Sonnensystem wird noch über 10.000 Jahre durch diese Gaswolke fliegen, die es mit einer Geschwindigkeit von gut 80.000 Kilometern pro Stunde durchquert.
Noch einmal davongekommen: Gaswolke schrammt an Schwarzem Loch vorbei
Zuckerwolken im All