Forscher fordern Klima-Label für alle Produkte

Studie sieht hohe Bereitschaft der Konsumenten, "grüne" Artikel zu kaufen
Entwurf eines Klima-Labels
Entwurf eines Klima-Labels
© The Carbon Trust/U Vanderbilt
East Lansing (USA) - Klimaschutz beginnt beim persönlichen Konsum. Doch fast niemand kennt den so genannten ökologischen Fußabdruck einer Tafel Schokolade oder eines Bechers Joghurts: Wieviel Treibhausgas wurde für Produktion, Verpackung, Transport und Entsorgung freigesetzt? Diese Information soll in Zukunft für jeden Verbraucher einfach und transparent sichtbar werden. Dazu fordern amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" eine einheitliche Kennzeichnung, die die Industrie freiwillig auf ihre Produkte platzieren soll.

"Selbst bescheidene Änderungen des privaten Konsumverhaltens könnten den Ausstoß an Treibhausgas signifikant senken", berichtet das Team um Thomas Dietz von der Michigan State University und Michael Vandenbergh von der Vanderbilt University Nashville. Denn dass eine verlässliche Kennzeichnung das Verbraucherverhalten stark beeinflussen kann, zeigen heute verwendete Bio-Kennzeichnungen wie das MSC-Label (Marine Stewardship Council), welches nachhaltige Fischerei-Methoden garantiert. Analog könnte jedes Produkt mit einer Angabe über die emittierten Treibhausgasmengen, also mit seinem individuellen Kohlenstoff-Fußabdruck, gekennzeichnet werden.

Obwohl schon einige Organisationen wie die britische "Carbon Trust" diese Kennzeichnung anpreisen, fehlen für die meisten Produkte schlicht die Emissionsdaten. Denn dafür müsste die Industrie den gesamten Produktionsprozess, Transport und die Vermarktung auf ihren Energieverbrauch hin genau analysieren. "Die Herausforderung einer Life-Cycle-Analyse ist substanziell und es ist ein aktives Forschungsfeld", schreiben die Wissenschaftler um Thomas Dietz. Ideal wäre eine öffentlich zugängliche Datenbank, in der der Verbraucher schon vor dem Einkauf den Klima-Fußabdruck von Produkten vergleichen könnte.

Trotz dieses offenbar großen Aufwandes sehen die Autoren durchaus gute Chancen für ein Klima-Label. Denn ein Klima-Label-Programm nützte nicht nur Klima und Verbraucher - auch die sich beteiligenden Firmen könnten mit der hohen Energie-Effizienz ihrer Produkte für sich werben. Bis eine Kennzeichnung von staatlicher Seite verordnet werde, müsse nicht gewartet werden, so die Forscher. Vielmehr könne sich die Industrie schon vorher auf ein Kennzeichnungssystem einigen. Denn nachhaltig produzierte Artikel sind bereits heute begehrt. Eine Studie der Beraterfirma McKinsey kam bereits 2008 zu dem Schluss, dass ein Drittel der Konsumenten gerne "grüne" Produkte kaufen. Und in den vergangenen drei Jahren wird dieser Anteil mit Sicherheit nicht geschrumpft sein.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Time to try carbon labelling", M.P. Vandenberg et al.; Nature Climate Change, Vol. 1, S. 4


 

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