Fettleibigkeit schädigt die innere Uhr

Bei fettleibigen Mäusen ist der normale Tagesrhythmus des Herz-Kreislauf-Systems gestört
Washington (USA) - Bei Fettleibigkeit gerät die innere Uhr aus dem Takt. Das haben amerikanische Forscher jetzt in Tierversuchen am Beispiel der Herz-Kreislauf-Funktion bestätigt. Sie stellten fest, dass bei Mäusen normalerweise die Aktivität eines Gefäß erweiternden Enzyms tagesrhythmisch schwankt. Bei fettleibigen Tieren dagegen war diese Rhythmik entweder verändert oder gar nicht mehr vorhanden. Zudem hatte bei diesen Mäusen ein Gen der inneren Uhr in den Zellen der Blutgefäße sein natürliches, im Tagesverlauf wellenförmig schwankendes Aktivitätsmuster verloren, sagten die Wissenschaftler auf der Tagung Experimental Biology 2011 in Washington. Weitere Arbeiten sollen nun klären, auf welche Weise starkes Übergewicht den molekularen Mechanismus der inneren Uhr verändert.

"Aufgrund dieser Ergebnisse wissen wir jetzt, dass Fettleibigkeit die zeitliche Steuerung von Funktionen des Kreislaufsystems beeinträchtigt", sagte David Stepp von der Georgia Health Sciences University in Augusta, der Leiter des Forscherteams. Fettleibige leiden häufig unter Schlafproblemen, die auf einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus beruhen. So haben diese Menschen unter anderem oft das Bedürfnis, mitten in der Nacht zu essen. Aber nicht nur die körperliche Aktivität, sondern sämtliche Körperfunktionen unterliegen einem etwa 24-stündigen (circadianen) Rhythmus, der sich in der Evolution als Anpassung an den natürlichen Tag-Nacht-Wechsel entwickelt hat. Die Steuerzentrale dieser biologischen Uhr sitzt im Vorderhirn und koordiniert über Botenstoffe Uhren-Gene in jeder Zelle des Körpers. Das führt dazu, dass beispielsweise Körpertemperatur, Hormonproduktion, Pulsfrequenz und Blutdruck einen jeweils typischen tagesrhythmischen Verlauf zeigen.

Veränderte Aktivität von Genen in Blutgefäßzellen

Die Forscher um Stepp untersuchten, wie sich die Funktion von Herz und Gefäßen bei Mäusen innerhalb eines Tages auf genetischer Ebene verändern. Zunächst fanden sie heraus, dass bei schlanken Tieren die Aktivität des Enzyms eNOS (endotheliale Stickstoffmonoxid-Synthase) in den inneren Blutgefäßzellen zwischen hohen Werten am Abend und niedrigen Werten am Morgen schwankte. Dieses Enzym setzt den Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) frei, der die Blutgefäße erweitert und den Blutdruck senkt. Bei den fettleibigen Mäusen waren die Höchst- und Tiefstwerte der Enzymaktivität entweder zeitlich verschoben oder das Enzym blieb den ganzen Tag über in seiner Aktivität nahezu unverändert. Außerdem konnten die Wissenschaftler bei den kranken Tieren eine Fehlregulation des Gens "Clock" in den Blutgefäßzellen nachweisen. Das ist eines der Gene, die auf die Signale der zentralen inneren Uhr reagieren und die tagesrhythmischen Prozesse der Zelle steuern. Normalerweise steigt und sinkt seine Aktivität regelmäßig im Verlauf des Tages. Bei den stark übergewichtigen Mäusen blieb sie unverändert. Wie die Krankheit das rhythmische Ein- und Ausschalten des Clock-Gens und damit auch die Rhythmik der eNOS-Produktion verhindert, wissen die Forscher noch nicht.

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Quelle: "Impact of obesity on the vascular circadian clock", Shuiqing Qiu et al.; Beitrag zur Tagung Experimental Biology 2011 (9. – 13. April)


 

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