Fettleibig durch Mundbakterien?

Übergewichtige Frauen zeigen verändertes Spektrum an Bakterienarten im Mund
Boston (USA) - Mundbakterien können Zahnerkrankungen verursachen und Entzündungsreaktionen in anderen Teilen des Körpers auslösen. Ob die Mikroben auch bei der Entwicklung von Fettleibigkeit eine Rolle spielen, haben amerikanische Forscher jetzt untersucht. Sie identifizierten eine Art von Mundbakterien, die nur bei Frauen mit Übergewicht in großer Zahl nachweisbar war. Das Bakterium Selenomonas noxia könnte entweder direkt zu einem Anstieg des Körpergewichts beitragen oder nur ein Indikator für einen gestörten Stoffwechsel sein, schreiben die Wissenschaftler im "Journal of Dental Research".

Die Ernährungsweise und ernährungsbedingte Krankheiten können sich auf die Zusammensetzung der Mundkeime auswirken. Es wäre aber umgekehrt auch möglich, dass bestimmte Mundbakterien an der Entstehung und Ausbreitung von Fettleibigkeit beteiligt sind, erklären Max Goodson vom Forsyth Institute in Boston und seine Kollegen. Die Forscher analysierten mithilfe von DNA-Tests den Bakteriengehalt in Speichelproben von 313 übergewichtigen oder leicht fettleibigen Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren. Deren Body-Mass-Index lag zwischen 27 und 32. Als Kontrollgruppe dienten 232 normalgewichtige Personen.

Bei sieben von 40 untersuchten Bakterienarten stellten die Wissenschaftler größere Unterschiede zwischen beiden Personengruppen fest. 98,4 Prozent der übergewichtigen Frauen waren eindeutig daran erkennbar, dass in ihrem Speichel das Bakterium Selenomonas noxia einen Anteil von mehr als einem Prozent aller Mundbakterien ausmachte. Das bedeutet, dass bei diesen Frauen täglich etwa eine Milliarde S. noxia-Bakterien durch Schlucken des Speichels in den Magen gelangen und theoretisch die Verdauung beeinflussen könnten. Ob dieses Bakterium nicht nur ein Indikator, sondern sogar eine Ursache für Übergewicht ist, müssen weitere Studien prüfen, so die Forscher. Es gäbe drei mögliche Mechanismen, durch die Mundbakterien zu einem Anstieg des Körpergewichts beitragen könnten: Sie könnten für eine effektivere Nahrungsverwertung sorgen, den Appetit steigern oder den Energiestoffwechsel verändern.

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Quelle: "Is Obesity an Oral Bacterial Disease?", J.M. Goodson et al.; Journal of Dental Research, Vol. 88(6), p. 519-523, 2009, DOI: 10.1177/0022034509338353


 

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