Fette Affen: Wirkstoff lässt Pfunde purzeln

Medikament verursacht Fettabbau, indem es Blutgefäße im Fettgewebe zerstört - Wirksamkeit beim Menschen wahrscheinlich
Kernspintomographie-Aufnahme eines fettleibigen Rhesusaffen vor der Behandlung (Bauchfett = rot)
Kernspintomographie-Aufnahme eines fettleibigen Rhesusaffen vor der Behandlung (Bauchfett = rot)
© Science/AAAS
Houston (USA) - Ein neues Mittel gegen Fettleibigkeit ist bei Affen wirksamer und verträglicher als derzeit verfügbare Medikamente. Es greift Blutgefäße im Fettgewebe an und lässt dadurch die Fettzellen absterben. Fettleibige Paviane und Makaken verloren nach vierwöchiger Behandlung durchschnittlich elf Prozent ihres Körpergewichts, berichten amerikanische Wissenschaftler im Fachjournal "Science Translational Medicine". Sie schließen daraus, dass das Mittel mit hoher Wahrscheinlichkeit auch beim Menschen wirksam wäre. Die wenigen bereits zugelassenen Medikamente gegen Fettleibigkeit drosseln den Appetit oder hemmen die Fettaufnahme und sind mit bedenklichen Nebenwirkungen verbunden.

"Fettleibigkeit ist ein wichtiger Risikofaktor für Krebserkrankungen - etwa genauso wichtig wie Tabakkonsum - und beide Auswirkungen lassen sich rückgängig machen", sagt Wadih Arap vom Krebszentrum der University of Texas in Houston, der zusammen mit Renata Pasqualini das Forscherteam leitete. Vergleichbar mit bestimmten Krebsmedikamenten, die die Blutversorgung von Tumoren blockieren, könnten Wirkstoffe gezielt die Blutgefäße im Fettgewebe zerstören und so für eine Abnahme der Fettmasse sorgen. Ein solches Mittel, Adipotid genannt, hatten die Forscher bereits erfolgreich an Mäusen getestet.

Der chemisch hergestellte Eiweißstoff besteht aus zwei miteinander verbundenen Peptiden. Das eine bindet das Molekül an Andockstellen, die hauptsächlich von Blutgefäßzellen im weißen Fettgewebe gebildet werden. Nach der Aufnahme in die Zellen löst das andere Peptid den programmierten Zelltod aus. Fettleibige Mäuse verloren bei der Behandlung fast ein Drittel ihres Körpergewichts. Ähnliche Andockstellen wurden auch bei Blutgefäßzellen in menschlichem Fettgewebe gefunden. Aber die in Tierversuchen erzielten Ergebnisse von Medikamentenstudien sind oft nicht auf den Menschen übertragbar. Denn die Regulation der Nahrungsaufnahme und des Stoffwechsels unterscheidet sich bei Mäusen und Menschen zum Teil erheblich.

Aus diesem Grund überprüften die Forscher die Wirkung von Adipotid an Rhesusaffen, Javaneraffen und Pavianen, die durch übermäßiges Fressen normaler Kost und Bewegungsmangel fettleibig geworden waren. Die Krankheit dieser Tiere ähnelte der von Menschen auch darin, dass sie Anzeichen von Diabetes und Gefäßerkrankungen zeigten. Vier Wochen lang wurde den Tieren das Medikament täglich unter die Haut gespritzt. Messungen nach weiteren vier Wochen ergaben eine Abnahme des Körpergewichts um 7 bis 15 Prozent. Aufnahmen durch Magnetresonanztomographie und einer speziellen Röntgentechnik bestätigten, dass die Menge an Fettgewebe abgenommen hatte. Body-Mass-Index (BMI) und Bauchumfang hatten sich verringert, die Insulinwirkung war verbessert. Schlanke Affen verloren bei gleicher Behandlung kein Gewicht. Als Nebenwirkung stellten die Forscher lediglich eine Schädigung der Nierenfunktion fest, die aber leicht wieder zu beheben war. Jetzt ist eine erste klinische Studie mit fettleibigen Prostatakrebspatienten geplant.

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Quelle: "A Peptidomimetic Targeting White Fat Causes Weight Loss and Improved Insulin Resistance in Obese Monkeys", Kirstin F. Barnhart et al.; Science Translational Medicine, Vol. 3, 108ra112


 

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