Evolution: Der aufrechte Gang erhöhte die Schlagkraft

Wer auf zwei Beinen steht, kann kräftiger zuschlagen, was die biologische Fitness der Hominiden erhöht haben könnte
Die Versuchsanordnung zeigt, wie ein Mann aus dem Vierfüßerstand einen Schlag nach unten ausführt.
Die Versuchsanordnung zeigt, wie ein Mann aus dem Vierfüßerstand einen Schlag nach unten ausführt.
© David Carrier, University of Utah
Salt Lake City (USA) - Als unsere Vorfahren sich auf zwei Beine aufrichteten, brachte das verschiedene Vorteile. Einer davon war, dass sie einem Gegner kräftigere Schläge versetzen konnten. Das hat ein US-amerikanischer Biologe jetzt genauer überprüft. Er ließ Männer auf Knien und aufrecht stehend in unterschiedliche Richtungen auf das Polster einer Messapparatur einschlagen. Am kraftvollsten erwiesen sich die Schläge, die in aufrechter Haltung von oben nach unten ausgeführt wurden, berichtet der Forscher im Online-Journal "PLoS ONE" (Ausgabe vom 18. Mai). Möglicherweise hat das damals die Frauen so beeindruckt, dass sie bei der Partnerwahl groß gewachsenen Schlägertypen einen evolutionären Vorteil verschafften.

"Das aufrechte Stehen auf den Hinterbeinen erlaubte es unseren Vorfahren, die vorderen Gliedmaßen mit voller Kraft für den Kampf einzusetzen", sagt David Carrier von der University of Utah in Salt Lake City. Das würde auch erklären, warum Frauen heute noch große Männer attraktiver finden. Carrier führte Messungen der Schlagkraft von Boxern und Kampfsportlern durch, die mit aller Kraft nach vorn, oben, unten oder seitwärts auf eine gepolsterte Fläche einschlagen sollten. Dabei mussten sie zwei unterschiedliche Körperhaltungen einnehmen - einmal den Vierfüßerstand auf Händen und Knien, das andere Mal auf den Füßen stehend. In beiden Positionen war der Schlag nach unten bei weitem am kräftigsten und in aufrechter Haltung um 44 - 68 Prozent kraftvoller als kniend.

Auf zwei Beinen wächst die Kampfkraft

Als Antrieb für die Evolution des aufrechten Ganges kommen mehrere Gründe in Frage: Die Hände werden frei für den Gebrauch von Werkzeugen und Waffen sowie zum Transport von Nahrung und die Laufleistung könnte sich verbessern. Aber wer sicher auf zwei Beinen steht, würde wohl auch bei aggressiven Auseinandersetzungen erfolgreicher sein. Wie Beobachtungen heutiger Menschenaffen zeigen, richten sich die Tiere beim Kampf um Territorien oder Weibchen auf zwei Beine auf. Auch andere Säugetiere wie Löwen, Wölfe, Bären und Nagetiere erheben sich auf die Hinterbeine, wenn sie kämpfen. Der Forscher glaubt nicht, dass große Männer für Frauen deswegen attraktiv waren, weil die Körpergröße ein Ausdruck von Gesundheit und "guten" Genen ist. "Wenn das der einzige Grund wäre, würden Männer auch große Frauen bevorzugen", sagt Carrier. Das ist aber nicht der Fall. Ein großer Mann, der einem kleineren nach unten gerichtete Schläge versetzt, sei erfolgreicher, weil er seine Kraft besser zur Wirkung bringen kann. So ist er in der Lage, sich selbst, seine Partnerin, die Kinder und sein Revier erfolgreicher zu verteidigen - das kommt der biologischen Fitness zugute.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "The Advantage of Standing Up to Fight and the Evolution of Habitual Bipedalism in Hominins", David R. Carrier, PLoS ONE, Ausgabe vom 18. Mai


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg