Elterliche Kontrolle - gegengeschlechtlich besonders effektiv

Wenn die Mutter über den Sohn und der Vater über die Tochter Bescheid weiß, wirkt sich das außerordentlich positiv auf späteres Verhalten aus
Waco (USA) - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das gilt auch für Eltern, die ihren Nachwuchs im Auge behalten. Elterliche Überwachung der Kinder mindert impulsives Verhalten im jungen Erwachsenenalter und schützt damit vor späteren Alkoholproblemen - allerdings insbesondere dann, wenn diese Kontrolle gegengeschlechtlich erfolgt: Kümmert sich die Mutter um den Sohn und der Vater um die Tochter, ist der Effekt besonders deutlich. Das haben amerikanische Forscher bei ihrer Analyse der Angaben von mehr als 500 Studenten herausgefunden, wie sie im "Journal of Studies on Alcohol and Drugs" berichten.

"Während es im Überfluss Forschungen gibt, die zeigen, dass elterliche Überwachung sich auf das Risikoverhalten auswirkt, haben nur sehr wenige die Effekte elterlicher Überwachung getrennt nach Mutter und Vater untersucht", erläutert Julie A. Patock-Peckham von der Baylor University. "Für gewöhnlich wird dies einfach nur mit dem Wort 'Eltern' gemessen." Patock-Peckham und ihre Kollegen hatten sich bei 581 Studenten in einem Fragebogen nach dem Erziehungsstil von Mutter und Vater erkundigt und danach, was sie glaubten, wie gut diese jeweils über ihre Freunde und gesellige Unternehmungen Bescheid wussten. Darüber hinaus fragten die Forscher auch nach Impulsivität und Alkoholproblemen. Den Erziehungsstil ordneten sie einer von drei Kategorien zu: autoritär, autoritativ - also durchaus Respekt einflößend, aber dabei verlässlich - sowie nachgiebig.

Die Analyse der Antworten zeigte: Am besten wussten Eltern mit einer autoritativen Art über das Sozialleben ihrer Kinder Bescheid, während nachgiebige Eltern die schlechtesten Karten dabei hatten. Zu ihrer Überraschung stellten Patock-Peckham und ihre Kollegen fest, dass autoritäre Eltern dagegen weder einen Vor- noch einen Nachteil haben, was die Kontrolle der Aktivitäten ihrer Kinder angeht. "Wir erwarteten, dass eine Atmosphäre von Regeln in die Überwachung hineinspielt", sagt Patock-Peckham. "Aber unsere Studie zeigt, dass strikte Hausregeln nicht bedeuten, dass Jugendliche das Gefühl haben, dass Eltern wirklich etwas über deren gesellschaftliches Leben oder Pläne wissen."

Als die Forscher die Daten zudem noch nach Geschlecht trennten, ergab sich ein deutliches Muster. Eine stärkere Kontrolle seitens des gegengeschlechtlichen Elternteils kann sich positiv auf das Trinkverhalten auswirken - indirekt, da sie impulsives Verhalten verringert und impulsive Menschen häufiger zu Alkoholproblemen neigen als weniger impulsive. Der stärkere Zusammenhang mit dem entgegengesetzten Geschlecht erstaunte die Forscher. "Man nimmt wohl an, dass es Frauen oder Mädchen gut geht, wenn wenigstens ihre Mütter in ihr Leben involviert sind", sagt Patock-Peckham. "Dies zeigt eindeutig, dass die Väter Einfluss haben." Das Gleiche gilt umgekehrt für Mütter und den Einfluss auf ihre Söhne. Die Gründe für diese Verbindung haben die Forscher noch nicht völlig verstanden. Patock-Peckham hält für möglich, dass es etwas damit zu tun haben könnte, wie jemand lernt, wie Angehörige des anderen Geschlechts bestimmte Verhaltensweisen sehen und bewerten.

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Quelle: "Gender-specific mediational links between parenting styles, parental monitoring, impulsiveness, drinking control, and alcohol-related problems", Julie A. Patock-Peckham et al.; Journal of Studies on Alcohol and Drugs, (Vol. 72 (2), S. 247)


 

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