Eigelb hilft gegen Vergilben

Für ihre Untersuchungen rührten Ophélie Ranquet vom Karlruher Institut für Technologie und ihre Kollegen verschiedene Ölfarben auf der Basis von Bleiweiß und Ultramarinblau an. Diese beiden Farben wurden von den Malern häufig verwendet. Zum einen gingen sie von einer öligen Pigmentsuspension aus, der sie später etwas Eigelb hinzufügten. Zu anderen vermischten sie die Pigmente erst mit Eigelb und ließen sie trocknen. Diese Masse zerstießen sie zu einem Pigmentpulver, das sie danach in Leinsamenöl zu einer streichfähigen Ölfarbe vermischten. Die erste Methode führte zu relativ festen, die zweite dagegen zu etwas flüssigeren und leichter auftragbaren Ölfarben.
Der Zusatz von Eigelb erleichterte nicht nur die Streichfähigkeit und damit das Verarbeiten der Farben. Das zugefügte Eigelb beeinflusste auch das Trocknungsverhalten und die Langzeitstabilität der Ölfarben. Denn beim Trocknen laufen zahlreiche chemische Prozesse ab, die auch Einfluss auf die Bildung von kleinen Falten oder gar Rissen haben. Besonders die Farben, bei denen die Pigmente zuerst mit proteinreichem Eigelb umhüllt und später in Öl verteilt wurden, zeigten einige vorteilhafte Effekte. Es bildeten sich beim Trocknen weniger Falten und Risse. Zudem vergilbten diese Farben weniger stark und waren auch widerstandfähiger gegenüber Feuchtigkeit. Die Ursache dafür sehen die Forschenden in der antioxidativen Wirkung der vollständigen Protein-Umhüllungen der Pigmente.
Diese Studie offenbart nicht nur die positiven Effekte von Eigelb bei der Entwicklung der Ölfarben in der Renaissance. Die Ergebnisse können nun auch die Arbeit der Restauratoren alter Gemälde erleichtern. Denn mit einem genaueren Wissen von der Zusammensetzung der verwendeten Ölfarben lassen sich die Gemälde der Renaissance-Meister besser konservieren und der ursprüngliche Zustand leichter wieder herstellen.