E-Zigaretten könnten Herz und Gefäße schädigen

Die aromatisierten Liquids, schädigen die Zellen, welche die Blutgefäße auskleiden
Sammlung unterschiedlicher E-Zigaretten
Sammlung unterschiedlicher E-Zigaretten
© Creative Commons CC0 Public Domain, pixellogger - Andreas Ganter / Singen
Stanford (USA) - Die Hinweise darauf, dass der Genuss von E-Zigaretten alles andere als harmlos ist, geschweige denn die gesündere Alternative zu gewöhnlichen Zigaretten, verdichten sich weiter. So legt eine kleine Studie US-amerikanischer Forscher nahe, dass die Gefäße leiden könnten und damit das gesamte Herz-Kreislaufsystem. Denn die aromatisierten Flüssigkeiten, die sogenannten Liquids, schädigen offensichtlich die Endothelzellen, diejenigen Zellen, welche die Blutgefäße auskleiden. Insbesondere die Zusatzstoffe könnten bedenklich sein. Denn Art und Stärke der Beeinträchtigungen hängen nicht unwesentlich davon ab, wie die Liquids aromatisiert sind. Vor allem die Geschmacksrichtungen Zimt und Menthol zeigten im Versuch eine deutliche zellschädigende Wirkung, berichten die Forscher im „Journal of the American College of Cardiology“. Der Nikotingehalt spielte dabei keine wesentliche Rolle.

„Auch wenn unsere Probenzahl nur gering war, legen unsere Daten nahe, dass der Genuss von E-Zigaretten zu einer akuten Fehlfunktion der Endothelzellen führen kann“, sagt Joseph C. Wu von der Stanford School of Medicine. „Bisher gab es keine Daten darüber, welche Wirkung diese Liquids auf menschliche Endothelzellen haben. Diese Studie zeigt eindeutig, dass E-Zigaretten keine sichere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten sind.“ Die Forscher hatten aus den Stammzellen von drei gesunden Probanden Endothelzellen gewonnen. Diese setzten sie in der Zellkultur nicht nur unterschiedlichen puren Flüssigkeiten aus, wie sie in E-Zigaretten verdampft werden, sondern auch dem Blutserum von Freiwilligen, die kurz zuvor geraucht und/oder „gedampft“ hatten – entweder normale Zigaretten, E-Zigaretten oder beides. Als Kontrolle diente das Blutserum von Nichtrauchern.

„Als wir die Zellen sechs unterschiedlich aromatisierten Liquids mit unterschiedlichem Nikotingehalt aussetzten, sahen wir eindeutige Schädigungen“, erläutert Wu. „Die Zellen waren in der Kultur weniger lebensfähig und fingen an, vielfältige Anzeichen von Funktionsstörungen zu zeigen.“ Einige der getesteten Flüssigkeiten hatten eine moderate toxische Wirkung auf die Kulturzellen. Es fanden sich etwa Hinweise auf Entzündungsreaktionen sowie negative Auswirkungen auf bestimmte Fähigkeiten der Zellen, die für das Wachstum neuer Blutgefäße gebraucht werden. Die Liquids mit Zimt- und Menthol-Aroma fielen dabei besonders auf: Sie verringerten die Überlebensfähigkeit der Zellen deutlich – selbst dann, wenn sie kein Nikotin enthielten. Auch der Kontakt mit Blutserum von Rauchern beeinträchtigte die Funktion der Endothelzellen. Insbesondere wenn Endothelzellen bereits vorgeschädigt sind, wie es im Frühstadium von Gefäßerkrankungen häufig der Fall ist, könne der Genuss von E-Zigaretten die Situation verschlimmern, vermuten die Forscher.

Die Studie hat ganz klar ihre Schwächen. So lässt sich aus Versuchen mit Zellkulturen nur bedingt auf die Auswirkungen im ganzen Organismus schließen – zumal die Endothelzellen im Inneren der Gefäße nicht mit der puren Flüssigkeit in Kontakt kommen. Dennoch geben die Ergebnisse zu denken, zumal auch das Blutserum von Rauchern beziehungsweise „Dampfern“ Auswirkungen auf die Zellen hatte. „Wenn man gewöhnliche Zigaretten raucht, hat man ein Gefühl dafür, wie viele Zigaretten man raucht“, merkt Wu zudem an. „Doch E-Zigaretten können täuschen. Es ist weitaus leichter, sich einer viel höheren Dosis Nikotin in einer kürzeren Zeit auszusetzen. Und nun wissen wir, dass E-Zigaretten wahrscheinlich auch noch andere toxische Effekte auf die Gefäßfunktion haben.“ Es sei wichtig für E-Zigaretten-Raucher, sich klarzumachen, dass diese Chemikalien in ihren Körpern zirkulieren und die Gefäßgesundheit beeinträchtigen.

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Quelle: „Modeling Cardiovascular Risks of E-Cigarettes With Human-Induced Pluripotent Stem Cell–Derived Endothelial Cells“, Joseph C. Wu et al.; Journal of the American College of Cardiology, https://doi.org/10.1016/j.jacc.2019.03.476


 

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