E-Mail-Gerüchte erscheinen den Menschen glaubhaft, Internet-Gerüchte nicht
"Das Internet macht es leichter, Gerüchte zu verbreiten, aber wenn wir online gehen, werden wir dadurch noch nicht leichtgläubig", erklärt R. Kelly Garrett von der Ohio State University. "Das Problem ist, dass wir mit einer höheren Wahrscheinlichkeit unsere Abwehrmechanismen vernachlässigen, wenn wir es mit unseren Freunden zu tun haben. Darum können E-Mails solche schädlichen Folgen haben. Wir stellen normalerweise nicht in Frage, was uns unsere Freunde erzählen."
Garrett hatte 600 Amerikaner im November 2008 zu zehn Aussagen interviewt, die als Gerücht kursierten. Davon waren acht offenkundig falsch und zwei korrekt. Zu den falschen Gerüchten gehörte unter anderem "Obama ist Muslim" und "In ihrer Zeit als Bürgermeisterin von Wasilla (Alaska) hat Sarah Palin mit Erfolg einige Bücher aus der örtlichen Bücherei verbannt." Zunächst stellte der Forscher fest, dass man tatsächlich immer mehr Gerüchten begegnet, je mehr man sich im Internet aufhält. Als er jedoch begann, die geglaubten Gerüchten danach zu sortieren, aus welcher Quelle die Befragten davon gehört hatten, zeigte sich: Der Besuch der Webseiten von Nachrichtenagenturen führte nicht zum Brodeln der Gerüchteküche, wohl aber der Besuch von politischen Blogs und vor allem der Empfang von E-Mails aus dem Freundes- und Familienkreis. Je mehr politische E-Mails die Teilnehmer der Studie von Freunden und Verwandten während des Wahlkampfes 2008 erhielten, desto mehr Gerüchten waren sie geneigt zu glauben. Und je mehr Gerüchte sie glaubten, desto mehr E-Mails versendeten sie ihrerseits wieder - mit denselben Gerüchten.
Garretts Studie schloss die neuen Kommunikationsmittel Facebook und Twitter noch gar nicht ein. Doch er befürchtet, dass sich für Facebook und Twitter das gleiche Bild ergeben wird wie bei den Gerüchten per E-Mail. "Das alles trägt dazu bei, die parteiische Teilung des Landes weiter zu fördern", so Garrett.