Drei neue Fettleibigkeits-Gene entdeckt

Die genetische Früherkennung eines erhöhten Krankheitsrisikos könnte betroffenen Kindern helfen
London (Großbritannien) - Defekte Gene können für eine Fehlregulation des Körpergewichts verantwortlich und die Ursache von Fettleibigkeit sein. Um solche Gene zu identifizieren, haben europäische Forscher nach Unterschieden im Erbgut von Fettleibigen und Normalgewichtigen gesucht. Sie entdeckten Varianten dreier Gene, die gemeinsam für etwa die Hälfte aller Fälle von starker Fettleibigkeit verantwortlich sein könnten. Gentests würden es ermöglichen, besonders gefährdete Kinder schon früh zu erkennen und Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Genetics".

"Wenn wir die genetische Basis der Fettleibigkeit verstehen, wäre das der erste Schritt, um fettleibigen Kindern helfen zu können", sagt Philippe Froguel vom Imperial College London, einer der leitenden Forscher des 40-köpfigen internationalen Teams. Ihre Studie erfasste genetische Daten von 1380 extrem fettleibigen Erwachsenen (BMI über 40) und Kindern, die schon vor dem sechsten Lebensjahr fettleibig waren. Ein Genomvergleich mit 1416 normalgewichtigen Menschen lieferte zunächst 38 DNA-Regionen im Erbgut, die einen Einfluss auf das Körpergewicht hatten. Durch weitere Analysen mit DNA-Proben von 14.000 Menschen ließen sich schließlich drei Genbereiche identifizieren, die mit einem erhöhten Fettleibigkeitsrisiko bei Erwachsenen und Kindern gekoppelt waren. Eines dieser Gene spielt eine Rolle bei der Regulation des Appetits. Ein anderes kontrolliert die Produktion von Insulin und anderen Hormonen, die den Kohlenhydratstoffwechsel steuern und das Sättigungsgefühl beeinflussen. Die Funktion des dritten Gens ist unbekannt.

"Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Fettleibigkeit bei Erwachsenen und Kindern wahrscheinlich auf gemeinsamen genetischen Strukturen beruht", schreiben die Autoren. Jede einzelne der neu entdeckten Genvarianten kann für 6-30 Prozent der Fälle von Fettleibigkeit verantwortlich sein. Falls alle drei Gene ihren Einfluss unabhängig voneinander ausüben, könnten darauf bis zu 50 Prozent der Krankheitsfälle bei Erwachsenen und Kindern zurückzuführen sein. Zwar gibt es noch keine effektive Therapie dieser epidemieartig um sich greifenden Krankheit. Eine Früherkennung durch DNA-Tests würde es aber jetzt schon ermöglichen, Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Spezielle Ernährungsprogramme und körperliches Training könnten helfen, die Auswirkungen der Krankheit zu vermindern.

Imperial College London
Quelle: "Genome-wide association study for early-onset and morbid adult obesity identifies three new risk loci in European populations", David Meyre et al.; Nature Genetics, Online-Publikation, 2009, http://dx.doi.org/10.1038/ng.301


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg