Die Wiege der Amerikaner stand im Süden Sibiriens

„Mit dieser Stufe an genetischer Auflösung sehen wir die Verbindungen viel klarer als vorher“, meint Theodore Schurr. Der Anthropologe von der University of Pennsylvania und sein Team analysierten gemeinsam mit russischen Forschern die Erbanlagen von Menschen aus dem Altai. Dieses Erbmaterial verglichen sie mit Proben von Menschen aus Südsibirien, Zentralasien, der Mongolei, Ostasien und verschiedenen Gruppen amerikanischer Ureinwohner. Dabei analysierten sie einerseits die Gene der sogenannten Mitochondrien, also aus „Organen“ der Zelle, die mütterlicherseits vererbt werden. Andererseits untersuchten Schurr und seine Kollegen die DNS des Y-Chromosoms, das vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. Wegen der großen Menge genetischer Spuren, die sie auswerten, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass ihre Daten sehr präzise sind.
Der Altai ist ein bis zu 4.500 Meter hohes Gebirge in Mittelasien an der Grenze Sibiriens zu Kasachstan, der Mongolei und China. Insbesondere den südlichen Teil dieser Bergkette favorisiert Schurr als Wiege der Ur-Amerikaner. Denn es gibt eine charakteristische Mutation auf dem Y-Chromosom, die die Einwohner dieser Altai-Region mit den amerikanischen Ureinwohnern gemeinsam haben. Einschränkend weist Schurr auf die Möglichkeit hin, dass es mehrere Einwanderungswellen gegeben haben könnte. Allerdings sei bisher keine andere Forschergruppe in der Lage gewesen, so der Völkerkundler, eine geografische Region ähnlich genau als Ursprungsort zu definieren.