Die Art der Geburt beeinflusst die Keimbesiedlung des Babys
"Die Unterschiede, die diese Studie zeigt, könnten auf erhöhte Gesundheitsrisiken von Kaiserschnittbabys hinweisen - allerdings sind weitere Forschungen dazu nötig", sagt Maria Dominguez-Bello von der University of Puerto Rico. Zusammen mit Forschern aus Venezuela und den USA analysierte sie das gesamte Keimspektrum an Haut- und Schleimhautbakterien von neun Müttern und ihren zehn Neugeborenen. Dazu nahmen sie eine Stunde vor der Geburt Abstriche von Haut, Mund und Vagina der Frauen. Von den Babys wurden sofort nach der Geburt Abstriche von Haut und Mund sowie Proben des Mekoniums, des ersten Stuhls, untersucht. Vier Kinder kamen auf natürlichem Weg, die anderen durch Kaiserschnitt zur Welt. DNA-Analysen lieferten spezielle Sequenzen des bakteriellen Erbguts, die eine Identifizierung aller Bakterienarten ermöglichten.
Es stellte sich heraus, dass nach normaler Geburt in allen Proben der Babys dieselben Bakterienarten wie in der Vagina der jeweiligen Mutter nachweisbar waren, darunter insbesondere Spezies von Lactobacillus, Prevotella und Fusobakterien. Ein völlig anderes Bild ergab sich bei den Kaiserschnittbabys: Hier überwogen Hautkeime wie Staphylokokken, Propionibakterien und Corynebakterien, die sich nicht den Körperkeimen der Mutter zuordnen ließen. "Diese Bakterien stammen wahrscheinlich von der Person, die als erste Kontakt mit dem Neugeborenen hatte - vielleicht vom Vater", sagt Noah Fierer von der University of Colorado at Boulder, ein Mitglied des Forschungsteams.
Noch ungeklärt ist, wie sich in den ersten Lebensmonaten und -jahren die Zusammensetzung der Bakterienpopulationen bei den Kindern verändert und ob sich Zusammenhänge mit der Anfälligkeit für Allergien oder anderen Krankheiten ergeben. Es gibt Hinweise darauf, dass Bakterien, die bei einer normalen Geburt von der Mutter auf das Baby übertragen werden, das Kind vor Infektionen schützen. Wenn man wüsste, wie sich die so genannten Mikrobiome von gesunden und kranken Menschen unterscheiden, könnte eine Keimanalyse bei der Diagnose behilflich sein. Allerdings beherbergt jeder Mensch ein ganz individuelles Spektrum von Bakterienarten. Einige der Mikroben stärken die Immunabwehr, verbessern die Verdauung oder verhindern die Vermehrung von Krankheitserregern.