Der Geruch des Todes

Forensiker erforschen, zu welchem Zeitpunkt der Verwesung welche chemischen Komponenten freigesetzt werden, und entwickeln daraus charakteristische Profile
Das chemische Profil der Verwesung könnte helfen, ein Gerät zu entwickeln, das direkt am Tatort zur Untersuchung von Leichen Einsatz finden kann
Das chemische Profil der Verwesung könnte helfen, ein Gerät zu entwickeln, das direkt am Tatort zur Untersuchung von Leichen Einsatz finden kann
© Adam Dylewski, American Chemical Society
Washington (USA) - Ein chemischer Zeitplan der Verwesung könnte Ermittlern in nicht allzu ferner Zukunft womöglich helfen, den Todeszeitpunkt eines Verstorbenen schnell und exakt direkt vor Ort zu bestimmen. Damit ließe sich eine Art elektronischer Schnüffler entwickeln, gefüttert mit den Daten, in welchem Stadium des Verfalls welche flüchtigen Substanzen entstehen. Diese Idee präsentierten amerikanische Forscher auf der Jahrestagung der "American Chemical Society" in Washington. Ein solches Gerät, das diese charakteristischen Gerüche aufspürt, wäre auch eine Alternative zu speziell ausgebildeten Leichenspürhunden, die bei einem Erdbeben, Hurrikan oder anderen Naturkatastrophen Einsatz finden, um Verschüttete zu finden.

"Was wir suchen, ist ein Profil, welche Gase freigesetzt werden, wenn wir sterben, und wie die Umgebung und die Todesart dieses Profil beeinflussen", erläuterte Sarah A. Jones vom Department of Forensic Chemistry der Pennsylvania State University. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dan Sykes analysiert die Forensikerin mithilfe von Schweinekadavern, zu welchem Zeitpunkt des Verfalls welche charakteristischen chemischen Substanzen freigesetzt werden, und erarbeitet daraus einen Zeitplan. Die Wissenschaftler platzieren dazu tote Schweine in speziell entwickelte Geräte, welche die beim Zerfall des Leichnams auftretenden Gase und damit den Geruch mithilfe spezieller Sensoren einfangen - und das unter verschiedenen Umweltbedingungen. Über den Zeitraum von einer Woche sammeln sie die Gas-Daten alle sechs bis 12 Stunden.

"Schweine sind gute Modelle für diese Forschung", erläuterte Jones. "Sie durchlaufen dieselben Phasen der Verwesung wie Menschen ebenso wie dieselbe Anzahl an Stadien. Und diese Stadien dauern bei Schweinen etwa so lang wie bei Menschen, bevor der komplette Verfall eintritt und nur noch die Knochen übrig bleiben." Innerhalb dieser Woche ergab sich ein klares chemisches Profil. So fanden die Forensiker etwa an den ersten drei Tagen Vorstufen des aromatischen Kohlenwasserstoffs Indol, an Tag drei beispielsweise Indol und Putrescin. In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher herausfinden, wann welche Gase unter einer Reihe anderer Bedingungen entstehen und so die unterschiedlichen Wege rekonstruieren, auf denen sich ein menschlicher Körper zersetzen kann. Ihr Ziel ist es, ein komplexes chemisches Bild der Verwesung zu erstellen. Mithilfe dieses Wissens ließe sich dann ein Gerät entwickeln, so die Hoffnung der Wissenschaftler, das direkt am Ort eines Verbrechens oder einer Katastrophe eingesetzt werden könnte und vorhandene Gasspuren analysiert.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Quantifying study of volatile organic compounds released during early decomposition using SPME and GC/MS and the relationship to the interval since death", Sarah A. Jones, Dan Sykes; American Chemical Society 238th National Meeting (ANYL 143)


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg