Der Duft der Frauen und der Sexappeal

„Chemische Vermittlung des Geschlechts und des reproduktiven Status sind im Tierreich weit verbreitet”, schreiben Janek Lobmaier von der Universität Bern und Kollegen. Dies erleichtere die Partnerwahl beim Wettbewerb um ein Weibchen beziehungsweise Männchen. „Unsere Ergebnisse liefern starke Beweise dafür, dass auch der Mensch chemische Signale nutzt, um sein Fortpflanzungspotenzial zu kommunizieren.” Die Forscher hatten mehr als 50 Männer gebeten, die Körpergerüche von 28 Frauen zu bewerten. Die Duftproben aus der Achsel hatten die Wissenschaftler zuvor mit Baumwollpads gesammelt und zwar zum jeweiligen Zeitpunkt des Zyklus, an dem die Probandinnen empfängnisbereit waren. So schlossen sie aus, dass natürliche Veränderungen des Körpergeruchs über den Menstruationszyklus hinweg die Ergebnisse beeinflussten. Außerdem bestimmten Lobmaier und seine Kollegen anhand von Speichelproben der Frauen die Werte verschiedener Hormone zum Zeitpunkt der Probensammlung.
Es stellte sich heraus, dass die Männer sich sehr einig waren, welche Frauen einen besonders verlockenden Duft verströmten. Und die Attraktivität des Körpergeruchs ging mit den Werten der Hormone Östradiol und Progesteron einher: Je höher die Östradiol- und je niedriger die Progesteron-Werte einer Frau waren, desto anziehender bewerten die Männer deren Duftnote. Das Sexualhormon Östradiol ist das wirksamste natürliche Östrogen und zum Beispiel an der Regulierung des Zyklus beteiligt. Bei Progesteron handelt es sich ebenfalls um ein Sexualhormon, das zur Zyklussteuerung beiträgt. Es spielt aber vor allem eine entscheidende Rolle in der Schwangerschaft, denn es bereitet unter anderem die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vor. Dementsprechend sind die Progesteron-Werte bei Schwangeren besonders hoch. Lobmaier und seine Kollegen ziehen den Schluss: „Da Östradiol- und Progesteron-Spiegel als Hinweise auf die reproduktive Gesundheit und Fruchtbarkeit gesehen werden können, gehen wir davon aus, dass Körpergerüche als verlässliche Hinweise auf die reproduktive Fitness einer Frau dienen.”