Darmbakterium schützt vor chronischer Darmentzündung
"Wir konnten erstmals im Tierversuch zeigen, dass ein von Darmbakterien gebildetes Molekül therapeutisch wirksam ist", sagt Sarkis Mazmanian, Mitglied des Forschungsteams von Dennis Kasper an der Harvard Medical School in Boston. "Das Polysaccharid A (PSA) könnte beim Menschen den gleichen Effekt haben - oder auch nicht", so Kasper. Die Forscher hatten bereits früher nachgewiesen, dass das Bakterium Bacteroides fragilis als Bestandteil seiner Zellwand PSA bildet und damit das Immunsystem von Mäusen positiv beeinflusst. In ihren neuen Experimenten lösten die Wissenschaftler eine Darmentzündung aus, indem sie den Mäusen Helicobacter hepaticus-Bakterien verabreichten. Wurden die Tiere gleichzeitig mit Bacteroides fragilis oder einem gereinigten PSA-Präparat behandelt, erkrankten die Mäuse nicht.
Zusätzlich stellten die Forscher fest, dass bei einer Darmentzündung vermehrt die immunologischen Botenstoffe Interleukin-17 und Interleukin-23 gebildet wurden. Das ließ sich durch die Behandlung mit Bacteroides fragilis verhindern. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Gegenwart von PSA im Darm die Produktion des entzündungshemmenden Interleukin-10 stimuliert. Dieser Botenstoff gilt als Gegenspieler der beiden anderen Interleukine und unterdrückt deren Freisetzung. Zwar sei eine direkte Übertragung dieser Forschungsergebnisse auf den Menschen nicht möglich, so die Forscher. Es wäre aber interessant zu untersuchen, ob durch PSA oder andere von normalen Darmkeimen gebildete Moleküle eine ähnliche therapeutische Wirkung bei Patienten erzielt werden könnte, die an einer entzündlichen Darmerkrankung leiden.