Damit das Baby nicht mehr schreit

Mit dem Kind im Arm fünf Minuten gehen, dann fünf bis acht Minuten im Sitzen halten und erst danach ins Bettchen legen
Mit dem Kind im Arm fünf Minuten zu gehen, ist die beste Methode, ein schreiendes Kind zu beruhigen und schläfrig zu machen.
Mit dem Kind im Arm fünf Minuten zu gehen, ist die beste Methode, ein schreiendes Kind zu beruhigen und schläfrig zu machen.
© RIKEN
Saitama (Japan) - Wie beruhigt die Mutter ihr schreiendes Baby am besten, so dass es einschläft? Eine Antwort darauf liefert jetzt eine japanische Studie, in der Mütter auf verschiedene Weise versuchten, ihr Kind ins Bett zu bringen. Dabei ermittelten die Forscher mit Hilfe eines Elektrokardiogramms (EKG) kontinuierlich die Herzschlagfrequenz des Babys, um dessen Erregungszustand abzulesen. Es zeigte sich, dass insbesondere das Gehen beim Tragen des Säuglings eine schnelle Beruhigung des Kindes bewirkt – im Gegensatz zum bloßen Körperkontakt einer bewegungslos sitzenden Mutter, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology“ berichten. Außerdem erwies es sich als sehr hilfreich, das im Arm eingeschlafene Kind nicht sofort, sondern erst nach einigen Minuten ins Bett zu legen, um ein Aufwachen zu vermeiden. Inwieweit zusätzliche Faktoren wie das Sprechen mit dem Kind oder ein Schlaflied beruhigend wirken und das Einschlafen unterstützen, wurde mit dieser Methode noch nicht untersucht.

„Wir wollen ein für Babys geeignetes Messgerät entwickeln, das den Eltern Körperfunktionen ihres Kindes in Echtzeit auf dem Smartphone anzeigt“, sagt Kumi Kuroda vom RIKEN Center for Brain Science in Saitama, die Leiterin des Teams. Das könne den Kindern beim Einschlafen helfen und den durch anhaltendes Schreien des Babys verursachten elterlichen Stress verringern. Bei 20 bis 30 Prozent der Säuglinge kommt es zu Schlafproblemen und übermäßigem Schreien ohne erkennbaren Grund. Kuroda und ihre Kollegen untersuchten, welchen Einfluss der Körperkontakt mit der Mutter und eine rhythmische Bewegung dabei haben, die Schlafbereitschaft des Kindes zu fördern.

Die Teilnehmer der Studie waren 21 gesunde, zwei Wochen bis sieben Monate alte, japanische und italienische Kinder und ihre biologischen Mütter. Zu Beginn einer Versuchsreihe wurden die Babys mit einem tragbaren EKG-Gerät ausgestattet, das die Beruhigung eines schreienden Kindes durch eine sinkende Herzschlagfrequenz anzeigte. Die Experimente begannen jeweils ein bis zwei Stunden nach der letzten Fütterung des Säuglings und zehn Minuten nach Anbringen der Elektroden am Brustkorb. Jede Mutter versuchte ihr schreiendes Kind auf vier verschiedene Weisen zu beruhigen: mit dem Baby auf dem Arm umhergehen, mit dem Kind ruhig auf einem Stuhl sitzen bleiben oder den Säugling direkt in ein Kinderbett legen, das entweder stillstand oder hin und her bewegt wurde. Diese durch Filmaufnahmen dokumentierten Aktionen dauerten jeweils entweder 30 Sekunden oder fünf Minuten.

Den stärksten schlaffördernden Effekt hatte das Tragen und Gehen. Innerhalb von 30 Sekunden verlangsamte sich dabei der Herzschlag. Nach fünf Minuten hatten sämtliche Babys aufgehört zu schreien und die Hälfte war im Arm eingeschlafen. Im hin und her bewegten Kinderbett war die beruhigende Wirkung weniger stark ausgeprägt, im unbewegten Bett und im Arm der sitzenden Mutter blieb sie ganz aus. Merkwürdigerweise erhöhte das Umhergehen mit einem wachen aber ruhigen Kind dessen Schlafbereitschaft nicht. Die Forscher vermuten, dass schreiende Babys wahrscheinlich müder sind und deshalb nach Beruhigung schneller einschlafen als die anderen. Jedes dritte Kind, das im Arm der Mutter eingeschlafen war, wachte kurz nachdem es ins Bett gelegt wurde wieder auf. Doch dieses Risiko verringerte sich, wenn die Trennung von der Mutter erst dann erfolgte, nachdem es fünf bis acht Minuten geschlafen hatte.

Die neuen Ergebnisse erklären zwar nicht, warum manche Babys häufig anhaltend schreien und Schlafstörungen zeigen. Aber sie präsentieren eine einfache Methode, die den betroffenen Eltern hilft, den Schlaf ihres Kindes zu verbessern, schreiben die Autoren. Ob das empfohlene Vorgehen auch bei Vätern, Großeltern und Babysittern gleichermaßen erfolgreich ist, müssen weitere Studien zeigen.

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