Chronische Mageninfektion schützt vor Asthma

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Fehlen von H. pylori die Erklärung dafür sein könnte, warum Asthmaerkrankungen bei Kindern immer mehr zunehmen", sagt Yu Chen von der New York University. Bei weniger als sechs Prozent der US-amerikanischen Kinder seien heute noch Helicobacter-Bakterien nachweisbar. Vor zwei Generationen dürften es noch 70 Prozent gewesen sein, erklärt Martin Blaser, Mitautor der Studie. In den Entwicklungsländern ist die Infektionsrate der Bevölkerung sehr hoch und die Asthmahäufigkeit gering. Durch vermehrten Einsatz von Antibiotika und eine hygienischere Umwelt wachsen in den westlichen Industrieländern immer mehr Kinder ohne den Magenkeim auf, von dem es aggressive und harmlosere Formen gibt.
Die beiden Forscher werteten Daten von 7400 Kindern und Jugendlichen aus, die in den 90er-Jahren geboren wurden. In der Altersgruppe der 3- bis 13-Jährigen verringerte die Besiedlung der Magenschleimhaut mit H. pylori die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken, um 59 Prozent. Die Träger des Magenkeims hatten auch ein um 40 Prozent geringeres Risiko für Heuschnupfen und andere Allergien. Die Infektion des Magens verändert den Immunstatus des Menschen, sagt Blaser. Es entwickeln sich mehr regulatorische T-Zellen in der Magenschleimhaut, was die Toleranz gegenüber Allergie auslösenden Stoffen verstärkt. Dadurch erhöhe sich wahrscheinlich die Hemmschwelle für Überempfindlichkeitsreaktionen, so Blaser.
Der Magenkeim gehört seit mindestens 50.000 Jahren zu den normalen Körperbakterien des Menschen. Das plötzliche Verschwinden eines solchen Mitbewohners bleibe nicht ohne Konsequenzen, sagt Blaser. Diese Konsequenzen können, wie in diesem Fall, gut und schlecht sein: einerseits ein geringeres Risiko für Magengeschwüre und Magenkrebs im späteren Leben, andererseits ein höheres Asthmarisiko in jungen Jahren.