Beruhigungsmittel und Selbsttötungsrate bei alten Menschen

Eine schwedische Studie weist einen Zusammenhang zwischen der Einnahme bestimmter psychoaktiver Medikamente und der Suizidgefahr nach
Göteborg (Schweden) - Möglicherweise erhöht die regelmäßige Einnahme von Beruhigungsmitteln oder Schlaftabletten das Selbsttötungsrisiko älterer Menschen. Schwedische Forscher haben zumindest einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer Behandlung mit diesen Medikamenten und der Wahrscheinlichkeit eines Suizids nachgewiesen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass alte Menschen, die aus ganz anderen Gründen suizidgefährdet sind, nur eher zum Arzt gehen und deshalb auch häufiger Schlaf- und Beruhigungsmittel erhalten, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "BMC Geriatrics". Vor einer Verschreibung solcher Medikamente, so die Autoren, sollten die Ärzte die Suizidgefahr ihrer älteren Patienten besonders sorgfältig prüfen.

"Die Analyse der Rohdaten ergab, dass eine Behandlung mit Beruhigungsmitteln mit einem fast 14-fach erhöhen Suizidrisiko verbunden ist", sagt Anders Carlsten von der Universität Göteborg. Auch nach Berücksichtigung der Einflüsse von psychischen Erkrankungen blieb dieser Zusammenhang statistisch relevant. Für die Probanden, die Schlafmittel einnahmen, ergab sich eine 4-fach erhöhte Selbsttötungsrate. Zusammen mit Margda Waern wertete Carlsten Daten von mehr als 210.000 Menschen in der Region um Göteborg aus, die älter als 65 Jahre waren. Sie untersuchten 85 Fälle von Selbsttötungen durch Menschen im Alter von durchschnittlich 75 Jahren. Eine Auswahl von 175 Personen diente als Vergleichsgruppe. Ein Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit eines Suizids und der Einnahme von Antidepressiva oder Antipsychotika ließ sich statistisch nicht belegen.

Die Forscher halten es für möglich, dass Schlaf- und Beruhigungsmittel in manchen Fällen ein aggressives oder impulsives Verhalten auslösen. Allein die Verfügbarkeit solcher Medikamente könnte die Menschen auch eher dazu verleiten, ihr Leben durch eine Überdosis zu beenden. Andererseits könnten Ärzte älteren Menschen mit schweren Krankheiten, Alkoholproblemen oder Schlafstörungen, die aus diesen Gründen suizidgefährdet sind, häufiger ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel verschreiben als anderen Patienten. Zu den von den Probanden der Studie eingenommenen Beruhigungsmitteln zählten unter anderem Diazepam und Alprazolam, zu den häufig verwendeten Schlafmitteln gehörten Nitrazepam, Zopiclon und Oxazepam.

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Quelle: "Are sedatives and hypnotics associated with increased suicide risk in the elderly?", Anders Carlsten and Margda Waern; BMC Geriatrics (in press)


 

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