Aufrecht auf zwei Beinen - früher als bisher gedacht

Fossile Fußspuren geben Auskunft über die Körperhaltung der Vormenschen
Liverpool (Großbritannien) - Aus fossilen Fußabdrücken lässt sich schließen, dass Vorfahren des Menschen schon vor 3,7 Millionen Jahren auf zwei Beinen gingen. Jetzt konnten britische Forscher frühere Untersuchungen bestätigen, wonach sich diese Vormenschen nicht mehr in gebückter, sondern bereits in aufrechter Körperhaltung fortbewegten. Neuartige computerunterstützte Analysen der berühmten Fußspuren von Laetoli in Tansania liefern Hinweise auf Bau und Funktion des Fußes von Australopithecus afarensis. Demnach muss seine Körperhaltung beim Gehen dem aufrechten Gang des modernen Menschen schon sehr ähnlich gewesen sein. Typische Eigenschaften des menschlichen Fußes, die eine gerade Körperhaltung ermöglichen, sind demnach etwa doppelt so alt wie noch vor Kurzem angenommen, schreiben die Wissenschaftler im "Journal of The Royal Society Interface".

"Unsere Arbeit zeigt, dass eine Spezies von Vormenschen, die zeitweise noch auf Bäumen lebte, vor fast vier Millionen Jahren bereits viele Merkmale des menschlichen Fußes entwickelt hatte", sagt Robin Crompton von der University of Liverpool. Zu den Funktionen des menschlichen Fußes gehört es, beim Stehen das Gleichgewicht zu halten und beim Gehen das Tempo zu bremsen oder zu erhöhen. Um diese neuen Aufgaben zu erfüllen, hat sich seine Form im Lauf der Evolution stark verändert. "Die Gestalt des Fußes ist wahrscheinlich einer der deutlichsten Unterschiede zwischen uns und unseren nächsten lebenden Verwandten, den Menschenaffen", sagt Bill Sellers von der University of Manchester, ein Mitglied des Forscherteams.

Die Wissenschaftler analysierten dreidimensionale Aufnahmen von elf gut erhaltenen Laetoli-Fußabdrücken und verglichen die Resultate mit Abdrücken, die Menschen oder Menschenaffen beim Gehen auf trockenem Sand hinterlassen. Zusätzlich half eine Computersimulation dabei zu rekonstruieren, welche Form von Abdrücken Australopithecus afarensis bei unterschiedlichen Körperhaltungen erzeugen würde. "Früher glaubte man, dass Australopithecus afarensis in gebückter Haltung ging, so wie es die heute lebenden Affen tun", sagt Crompton. Jetzt stellte sich heraus, dass er aufrecht ging und dabei seinen Fuß mit dem Vorderteil - hauptsächlich mit dem großen Zeh - vom Boden abstieß, ganz ähnlich wie der Mensch. Die Ergebnisse der britischen Wissenschaftler bestätigen die Schlussfolgerungen, die eine Forschergruppe der University of Arizona in Tucson im vorigen Jahr im Online-Journal "PLoS One" veröffentlicht hatte.

Es gäbe sogar heutige Menschen, so Crompton, deren Fußabdrücke denen von Affen ähnlicher sind als die Abdrücke von Laetoli. Im Vergleich zu Australopithecinen hat der moderne Mensch lange Beine und einen kurzen Rumpf, was seine Laufleistung wesentlich verbessert. Die Forscher wollen nun herausfinden, wann unsere Vorfahren die Proportionen der Körperteile so verändert haben, dass sie größere Strecken zu Fuß zurücklegen konnten. Das sei eine der Voraussetzungen gewesen, die die starke Verbreitung der Hominiden ermöglicht haben.

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Quelle: "Human-like external function of the foot, and fully upright gait, confirmed in the 3.66 Mya-old Laetoli hominin footprints by topographic statistics, experimental footprint-formation and computer simulation", Robin H. Crompton et al.; Journal of The Royal Society Interface, http://rsif.royalsocietypublishing.org/lookup/doi/10.1098/rsif.2011.0258


 

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