Auf dem Weg zu einem Urintest für Prostatakrebs
"Wir haben gezeigt, dass es prinzipiell möglich ist, durch den Nachweis einer Palette von Stoffwechselprodukten zwischen aggressiven und langsam wachsenden Formen von Prostatakrebs zu unterscheiden", sagt Arul Chinnaiyan vom Center for Translational Pathology der University of Michigan in Ann Arbor. Er und seine Kollegen hatten 262 Gewebe-, Blut- und Urinproben von Patienten und gesunden Kontrollpersonen analysiert. Mithilfe der Massenspektrometrie identifizierten sie 1126 in den Proben enthaltene Stoffwechselprodukte. Davon waren 60 nur in Prostatatumoren, nicht aber in gesundem Prostatagewebe nachweisbar. Sechs davon, darunter die Aminosäure Sarkosin, erwiesen sich als besonders aussagekräftig, da deren Messwerte in schnell wachsenden Tumoren noch deutlich höher lagen als in lokal begrenzten.
Sarkosin wurde auch von 79 Prozent der Prostatapatienten mit metastasierendem Karzinom und von 42 Prozent der Patienten mit einem Karzinom im Anfangsstadium vermehrt im Urin ausgeschieden. Ein Urintest auf Sarkosin könnte sich daher möglicherweise als leicht durchführbares Diagnoseverfahren erweisen. Experimente mit Zellkulturen ergaben zudem, dass Sarkosin die Entwicklung invasiver Prostatakrebszellen direkt fördert. Wurde die Produktion der Aminosäure in den Zellen verhindert, hemmte das die Ausbreitung der Krebszellen. Medikamente mit dieser Wirkung könnten Prostatatumore vielleicht längere Zeit in Schach halten. Die Forscher wollen jetzt auch die Bedeutung der anderen krebstypischen Stoffwechselprodukte für die Diagnostik untersuchen. Für eine zuverlässige Diagnose, sagen sie, sei es besser, sich nicht nur auf den Nachweis einer einzigen Substanz zu verlassen. Es dürften aber noch Jahre vergehen, bis ein für Routinezwecke geeigneter Urintetst für die Prostatadiagnostik zur Verfügung steht.