Auch im Tiefschlaf kann der Mensch wichtige Informationen lernen

Experimente amerikanischer Forscher zeigen, dass es möglich ist, Menschen auch im Tiefschlaf gezielt wichtige Informationen verarbeiten zu lassen
Evanston (USA) - Der Mensch verfestigt im Schlaf nicht nur Wissen, sondern er kann auch gezielt dazu gebracht werden, schlummernd wichtige Informationen zu verarbeiten. Und zwar nicht nur in den so genannten REM-Phasen, also den Traumphasen des Schlafs, sondern auch in den Tiefschlaf-Phasen. Zu diesen Erkenntnissen ist jetzt ein amerikanisches Forscher-Team gelangt, das seine Erkenntnisse im Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlicht.

"Unsere Forschung legt sehr stark den Schluss nahe, dass wir unseren Geist während des Tiefschlafs nicht abschalten", erklärt John Rudoy von der Northwestern University. "Vielmehr ist dies eine wichtige Zeit, um Erinnerungen zu konsolidieren."

Zwölf Versuchspersonen nahmen an einem Experiment teil, in dem sie zunächst eine Lernaufgabe bekamen und sich anschließend zur Ruhe legen konnten. In der Lernaufgabe ging es darum, dass die Versuchsteilnehmer Bilder von Objekten - etwa ein zerspringendes Glas oder eine miauende Katze - auf einem Computerbildschirm in eine bestimmte räumliche Ordnung bringen sollten. Insgesamt 50 Bilder zeigten die Forscher den Probanden. Zu jedem Bild spielten sie den Versuchsteilnehmern ein passendes Geräusch ein, zum Beispiel das Maunzen einer Katze oder das Geräusch von zerspringendem Glas. 45 Minuten nach der Lernphase kamen die Versuchspersonen in einen abgedunkelten Ruheraum. Dort versah man sie mit Kopf-Elektroden, so dass ermittelt werden konnte, wann sie eingeschlafen waren. In den Tiefschlaf-Phasen der Teilnehmer ließen die Forscher Geräusche den Raum eindringen, die zu 25 der gezeigten Bilder passten. Die Geräusche waren aber nicht so laut, dass die Probanden davon aufwachten.

Nach ihrem Nickerchen sollten sich die Versuchspersonen erneut an ihre Aufgabe machen. Jetzt zeigte sich, dass sie jene 25 Bilder, deren Geräusche sie im Tiefschlaf gehört hatten, akkurater anordneten als die 25 Bilder, deren Geräusche nicht in ihren Ruheraum gedrungen waren. Dabei wusste keine der Versuchspersonen, dass überhaupt während ihres Tiefschlafs Geräusche im Ruheraum abgespielt worden waren.

Bisher hatte man für die Merkfähigkeit im Schlaf die REM-Phasen verantwortlich gemacht. An den schnellen Augenbewegungen (Rapid Eye Movements), die diesen Phasen den Namen gegeben haben, kann man erkennen, dass der oder die Schlafende im Traum gerade etwas sieht. Man nahm an, dass der Mensch gerade in diesen Traumphasen auch Informationen verarbeitet. Jetzt konnten die Wissenschaftler zeigen, dass der Mensch auch in den Tiefschlaf-Phasen Wissensinhalte verarbeiten können - und dass dies auch gezielt von außen beeinflusst werden kann.

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Quelle: "Strengthening Individual Memories by Reactivating Them During Sleep", J. D. Rudoy et al.; Science, 20.11.2009


 

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