Attacke nach dem Weckruf: Wie man Lippenherpes endgültig loswerden könnte

Eine Kombinationstherapie soll die Viren zuerst aktivieren und dann abtöten
Lippenherpes (Herpes labialis)
Lippenherpes (Herpes labialis)
© Metju12
Durham (USA) - Die durch Herpesviren verursachten Lippenbläschen kommen immer wieder. Denn die Viren verstecken sich zwischen ihren aktiven Phasen in Nervenzellen und sind dann unangreifbar für Medikamente. Amerikanische Mediziner haben jetzt aber herausgefunden, wie man die Erreger aus ihrem Schlafzustand aufwecken und anschließend ganz eliminieren könnte. Dazu ist es nötig, die von den inaktiven Viren ständig gebildeten Mikro-RNA-Moleküle zu blockieren. Das regt die Viren an, sich zu vermehren, ermöglicht jedoch gleichzeitig ihre Abtötung durch antivirale Medikamente, berichten die Forscher in einer Online-Vorabveröffentlichung des Fachjournals "Nature".

"Im Prinzip könnte man sämtliche Viren eines Patienten nach der Aktivierung abtöten. Das würde die Person völlig heilen und sie würde nie mehr an Lippenherpes erkranken", sagt Bryan Cullen von der Duke University in Durham. Er und seine Kollegen untersuchten, wie es dem Herpes Simplex Virus 1 (HSV1) gelingt, sich dauerhaft im Zellkern von Nervenzellen ihres Wirtes festzusetzen. Es war bekannt, dass in den Ruheperioden nur ein einziges Virusgen (LAT) aktiv ist. Die Forscher haben jetzt entdeckt, dass dieses Gen die Bildung mehrerer kleiner RNA-Moleküle bewirkt. Die Funktion dieser Mikro-RNAs (miRNAs) besteht darin, die anderen Gene des Virus zu blockieren. Bei Fieber, UV-Bestrahlung oder psychischem Stress lässt die Wirksamkeit der miRNAs nach. Dann werden Virusproteine gebildet und neue, infektiöse Viruspartikel entstehen, die Hautzellen befallen. Infolge dieser Virusvermehrung kommt es dann zu den typischen Lippenbläschen. Von dort aus können die Erreger durch direkten Kontakt oder auf indirektem Weg auch auf andere übertragen werden.

Nun sei es möglich, eine Kombinationstherapie zu entwickeln, um die ansonsten lebenslange Infektion ein für alle Mal zu beenden, sagt Cullen. Die heute bereits verfügbaren antiviralen Mittel wie das Acyclovir können nur in der Vermehrungsphase der Viren wirksam sein. Vor deren Einsatz ist daher ein Medikament nötig, das möglichst alle Viren in diesen Zustand überführt. Um das zu erreichen, testen die Forscher zurzeit Wirkstoffe, die die miRNAs der Herpesviren gezielt blockieren. Es laufen bereits Tierversuche, die den Erfolg einer solchen Strategie überprüfen sollen.

Duke University
Quelle: "MicroRNAs expressed by herpes simplex virus 1 during latent infection regulate viral mRNAs", Jennifer Lin Umbach et al.; Nature, Online-Publikation, DOI: 10.1038/nature07103


 

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