Atem treibt Läuse in die Flucht
"Winzige Insekten wie die Blattläuse sind nicht hilflos gegenüber großen Tieren, die die Pflanzen fressen, auf denen sie leben. Sie erkennen zuverlässig die Gefahr und ergreifen rechtzeitig die Flucht", sagt Moshe Inbar von der University of Haifa. Er und seine Kollegen untersuchten das Fluchtverhalten der Erbsenlaus (Acyrthosiphon pisum) und der Braunen Gänsedistelblattlaus (Uroleucon sonchi) bei Annäherung einer hungrigen Ziege oder eines Schafs. 65 Prozent der Erbsenläuse auf einer Luzernepflanze ließen sich fallen, bevor sie von der Ziege gefressen werden konnten. Die Erschütterung der Pflanze allein bewirkte nur den Absturz von 26 Prozent der Läuse, das Beschatten hatte gar keinen Effekt. In Gegenwart von Marienkäfern, den natürlichen Feinden der Blattläuse, ließen sich nur einzelne Läuse fallen. Dagegen löste der Atem eines Lamms, das mit seiner Nase bis auf fünf Zentimeter an die Pflanze herangelassen wurde, einen simultanen Massenabsprung aus.
Versuche mit einer Apparatur, die künstlich erzeugte Atemluft simulierte, zeigten: Der Kohlendioxidgehalt und sechs einzeln oder als Gemisch getestete organische Verbindungen lösten keine Reaktion der Läuse aus. Nur wenn der erzeugte Luftstrom gleichzeitig warm und feucht war, erzielten die Forscher Fallraten von bis zu 87 Prozent. Wärme und Feuchtigkeit wirkten synergistisch und waren ein zuverlässiges Signal für die drohende Gefahr. Die Biologen vermuten, dass diese Fluchtreaktion auch durch Vögel ausgelöst wird und auch bei anderen Pflanzen bewohnenden Tieren vorkommen könnte.