Anti-Aging: Spermidin lässt Zellen länger leben

Ein hoher Spermidinspiegel aktiviert Gene, die für einen schnelleren Abbau fehlerhafter Zellbestandteile sorgen und so den programmierten Zelltod verhindern
Spermidin aktiviert durch verstärkte Autophagie (grüne Punkte) den Abbau von Zellmüll auch in menschlichen Zellen
Spermidin aktiviert durch verstärkte Autophagie (grüne Punkte) den Abbau von Zellmüll auch in menschlichen Zellen
© Eisenberg/Criollo/Kroemer/Madeo
Graz (Österreich) - Mit dem Alter sinkt der Spiegel an Spermidin in den Zellen. Das Polyamin unterstützt das Zellwachstum und verschiedene Stoffwechselprozesse. Jetzt konnten österreichische Forscher zeigen, dass die Zufuhr von Spermidin die Lebensdauer verschiedener - auch menschlicher - Zellen verlängert. Das Polyamin stimuliert den Abbau fehlerhafter Proteine und anderer schadhafter Zellbestandteile und verzögert so das Absterben der Zellen. Abgesehen vom Anti-Aging-Effekt könnte die Wirkung des Spermidins möglicherweise auch therapeutisch gegen Infektionen und Krebs eingesetzt werden, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Cell Biology".

"Wir haben entdeckt, dass ein erhöhter Spermidinspiegel die Autophagie stimuliert, was wiederum die Lebensspanne verschiedener Organismen verlängert", erklären Frank Madeo von der Universität Graz und seine Kollegen. Durch Autophagie, auch Autophagozytose genannt, baut die Zelle eigene Bestandteile wie Proteine und Mitochondrien ab, wenn sie fehlerhaft oder geschädigt sind. Lässt dieser Selbstreinigungsprozess altersbedingt nach, häuft sich "Zellmüll" an und erzeugt ein Signal, das den Zelltod einleitet.

Madeo und Kollegen konnten nachweisen, dass sich durch verstärkte Zufuhr von Spermidin die Lebensdauer von Hefen, Fliegen, Würmern und Kulturen menschlicher Immunzellen verlängern lässt. Neben einer verstärkten Autophagie aktivierte das zugesetzte Spermidin bei Hefen auch Gene, die vor Schäden durch reaktive Sauerstoffverbindungen schützen. Dieser Schutz vor oxidativem Stress hat eine zusätzliche lebensverlängernde Wirkung. Spermidin beeinflusst die Aktivität von Genen, indem es für eine verstärkte Abspaltung von Acetylgruppen von DNA-bindenden Proteinen sorgt. Der genaue Wirkmechanismus ist aber noch nicht bekannt. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, so die Forscher, ob eine Behandlung mit Spermidin oder einem Wirkstoff, der den Spermidinspiegel ansteigen lässt, als Therapie oder zum Erhalt der menschlichen Gesundheit geeignet sein könnte.

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Quelle: "Induction of autophagy by spermidine promotes longevity", Tobias Eisenberg et al., Nature Cell Biology, Online-Publikation, DOI: 10.1038/ncb1975


 

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