Alzheimer: Enzym bietet Ansatz für neue Therapie
"Mit ADAM10 haben wir ein Zielmolekül identifiziert, das zentral an den molekularen Prozessen der Alzheimer-Krankheit beteiligt ist", sagt Stefan Lichtenthaler vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen. Zusammen mit Forschern der Ludwigs-Maximilians-Universität München haben Lichtenthaler und seine Kollegen hochspezifische monoklonale Antikörper hergestellt, die erstmals die Produkte des gesuchten APP spaltenden Enzyms nachweisen konnten. In molekularbiologischen Experimenten mit menschlichen Zellkulturen und Hirnzellen von Mäusen blockierten die Wissenschaftler nacheinander verschiedene Gene und untersuchten die Auswirkungen auf die APP-Spaltung. Nur die Blockade des ADAM10-Gens bewirkte, dass die Aktivität des gesuchten Enzyms ausblieb.
Es gebe bereits Hinweise darauf, dass das ADAM10-Enzym bei Alzheimer-Patienten weniger aktiv ist, so die Forscher. Seine Stimulierung könnte daher ein wichtiger Mechanismus für eine Therapie sein. "Unsere Antikörper eröffnen aber auch neue Möglichkeiten für die Diagnose und Prävention der Erkrankung", sagt Lichtenthaler. Sie ließen sich einsetzen, um die ADAM10-Aktivität in Proben von Rückenmarksflüssigkeit zu messen und so Menschen mit erhöhtem Alzheimer-Risiko zu erkennen. Erste Versuchsreihen dazu haben bereits begonnen.
Bei der Alzheimer-Demenz werden große Mengen an Beta-Amyloid im Gehirn gebildet, die sich zu Molekülkomplexen und größeren Aggregaten zusammenlagern, woraus schließlich die typischen Plaques entstehen. Wahrscheinlich lassen die kleineren Molekülkomplexe Hirnzellen absterben und lösen damit die Demenzsymptome aus. Daher versucht man, eine Alzheimer-Therapie zu entwickeln, bei der die Produktion der Beta-Amyloide gedrosselt wird.