Alterndes Gehirn wird wieder jung - durch Training

Der altersbedingte Leistungsabfall des Gehirns lässt sich offenbar nicht nur stoppen, sondern sogar rückgängig machen, zeigen Versuche mit Ratten
San Francisco (USA) - Mit gezieltem Training ist es offenbar möglich, den Rückgang der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter nicht nur aufzuhalten, sondern geradezu umzukehren. Dies fand jetzt ein internationales Forscherteam in Versuchen mit Ratten heraus und veröffentlichte die Erkenntnisse in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).

"Vom mittleren Lebensalter an finden Veränderungen im Gehirn statt, die das Vermögen der visuellen und auditiven Wahrnehmung beeinträchtigen", erklärt Etienne de Villers-Sidani von der University of California. "Wir haben bisher immer angenommen, dass diese Veränderungen nicht umkehrbar seien. Jetzt beginnen wir zu denken, dass sie es vielleicht doch sind."

Das Team um de Villers-Sidani experimentierte mit jungen und alten Ratten. Die alten Tiere waren dabei zwischen 26 und 32 Monaten alt, was einem menschlichen Lebensalter von 65 bis 85 Jahren entspricht. Eine zweite Gruppe von jungen und alten Ratten diente als Kontrollgruppe. Die Test-Ratten erhielten ein intensives Hörtraining: Sie hörten schnelle Sequenzen von je sechs Noten, wobei fünf Töne etwa die gleiche Tonhöhe hatten, während einer von den anderen abwich. Diese Außenseiter-Note wurde nach dem Zufallsprinzip zwischen den anderen Noten eingespielt. Ratten, denen man ansah, dass sie den unüblichen Ton heraushörten, wurden mit Futter belohnt.

Nach einem Monat testeten die Wissenschaftler die Funktionsweise des auditorischen Cortex der Ratten. Bei den trainierten alternden Ratten fanden sie eine teilweise oder auch eine völlige Wiederherstellung der Fähigkeit, zwischen den Tonhöhen zu unterscheiden. Jene alternden Nager, die kein Training erhalten hatten, zeigten keine positive Veränderung. Außerdem waren die alternden Test-Ratten auch wieder in der Lage, unwichtige Hintergrundgeräusche auszublenden. Diese Fähigkeit geht im Alter zurück, was beim Menschen zur Folge hat, dass er Schwierigkeiten hat, in einem Raum mit vielen Menschen einer Konversation zu folgen.

Wenn sich mit dem richtigen Training altersbedingte Unterscheidungsprobleme im visuellen und auditiven Bereich stoppen oder rückgängig machen ließen, wäre dies besonders für die jetzt allmählich ins Rentenalter kommenden geburtenstarken Jahrgänge eine ermutigende Perspektive, so die Forscher.

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Quelle: "Recovery of functional and structural age-related changes in the rat primary auditory cortex with operant training", Etienne De Villers-Sidani, Loai Alzghoul, Xiaoming Zhou, Kimberly L. Simpson, Rick C. S. Lin & Michael M. Merzenich; Proceedings of the National Academy of Sciences, 19.07.2010; DOI: 10.1073/pnas.1007885107


 

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