Alter hat man im Urin

„8-oxoGsn im Urin könnte den tatsächlichen Zustand unseres Körpers besser widerspiegeln als unser chronologisches Alter”, erläutert Seniorautor Jian-Ping Cai vom National Center of Gerontology in Beijing. „Das könnte helfen, das Risiko altersbedingter Krankheiten vorherzusagen.” In ganz normalen Stoffwechselprozessen fallen bestimmte Nebenprodukte an, die durch die Reaktion mit Sauerstoff entstehen und Biomoleküle wie DNA und RNA schädigen können. Bei diesem Vorgang handelt es sich um sogenannten oxidativen Stress. Je älter man wird, desto häufiger treten diese Schädigungen auf und desto höher sind auch die Mengen an bestimmten Molekülen, die durch diese Prozesse entstehen. 8-oxoGsn ist ein solcher Marker für oxidativen Stress: Das Molekül entsteht bei der Oxidation von RNA.
In Experimenten mit Tieren hatten Cai und seine Kollegen bereits festgestellt, dass 8-oxoGsn im Urin nachweisbar ist und die Menge dieses molekularen Biomarkers mit dem Altern ansteigt. In einem Versuch mit insgesamt 1.228 Probanden im Alter zwischen 2 und 90 Jahren untersuchten sie nun mit Hilfe einer effizienten, speziellen Chromatographie-Technik, ob dies auch beim Menschen der Fall ist. „Wir fanden einen altersabhängigen Anstieg von 8-oxoGsn im Urin bei Teilnehmern, die 21 Jahre und älter waren”, sagt Cai. „Daher ist 8-oxoGsn ein vielversprechender neuer Marker für das Altern.”
Die Forscher stellten dabei auch einen Unterschied zwischen den Geschlechtern fest: Bis zum Alter von 61 Jahren waren die Werte für Männer und Frauen vergleichbar. Danach stiegen die Mengen an 8-oxoGsn im Urin bei Frauen stark an. Dies liegt vermutlich daran, dass mit der Menopause die Menge an Östrogen sinkt und damit auch die antioxidative Wirkung des Sexualhormons schwindet.