007 – Lizenz zum Rauchen?

Stirb an einem anderen Tag: Rauchgewohnheiten in Bond-Filmen im Laufe von sechs Jahrzehnten untersucht
24 Bond-Filme in 6 Jahrzehnten - vor allem in den 1960ern wurde noch viel geraucht.
24 Bond-Filme in 6 Jahrzehnten - vor allem in den 1960ern wurde noch viel geraucht.
© Creative Commons CC0 Public Domain, Peggy und Marco Lachmann-Anke, Dortmund
Wellington (Neuseeland) - Sich mal eben cool eine anstecken und gepflegt weiter flirten und spionieren. Kam bei James Bond häufiger vor, doch ist mittlerweile nicht mehr so: Im Laufe der Bond-Filmreihe raucht der wohl bekannteste Spion der Filmgeschichte immer weniger, nach 2002 sogar gar nicht mehr. Fortan greifen höchstens noch seine Gespielinnen zum Glimmstängel – und das heute zwar tendenziell seltener als früher, jedoch immer noch und gerne demonstrativ. Das berichten zwei Forscher aus Neuseeland im Fachblatt „Tobacco Control”, nachdem sie sich den Spaß gemacht hatten, die dargestellten Rauchgewohnheiten in allen 24 Titeln der offiziellen Filmreihe zu analysieren – von „James Bond jagt Dr. No” (1962) bis „Spectre” (2015). Außerdem beobachteten die beiden, dass bereits seit den späten 60ern Hinweise in den Filmen auftauchen, dass Rauchen ungesund ist. Auch wenn die beiden Forscher ihre Ausführungen mit einer Prise Humor würzen und etwa den generell sehr risikofreudigen Lebensstil von James Bond bemerken, hat ihre Analyse durchaus einen ernsthaften Hintergrund. Denn wenn in Filmen geraucht wird, insbesondere in so populären Streifen wie den Bond-Filmen, kann das Jugendliche zum Rauchen anstiften. Das zeigen frühere Untersuchungen.

„Zwar gibt es einige vorteilhafte Abwärtstrends beim Rauchen in dieser Filmreihe”, schreiben Nick Wilson vom Department of Public Health an der University of Otago in Wellington und seine Kollegin Anne Tucker. Doch bleibe der anhaltende mit dem Rauchen verbundene Inhalt problematisch – insbesondere angesichts der Beliebtheit dieser Filme. Die beiden Forscher hatten sämtliche 24 Filme der unter der Produktionsgesellschaft „Eon Productions” entstandenen offiziellen Bond-Reihe angeschaut und sämtliche Details analysiert, die mit Tabakkonsum zusammenhängen. So untersuchten sie unter anderem das Rauchverhalten von Bond selbst sowie das seiner insgesamt 60 Gespielinnen.

Am meisten rauchte James Bond in den 60ern, berichten Wilson und Tucker. Damals war er in 83 Prozent der Filme Raucher und es dauerte meist nur rund 20 Minuten, bis seine erste Zigarette glomm. Das wurde bis in die 90er immer weniger, teilweise griff er sogar gar nicht zur Zigarette. Seine endgültig letzte steckte er sich in „Stirb an einem anderen Tag” (2002) an. Auch von Passivrauch blieb der Geheimagent nicht verschont: Zwar war in den sechs Filmen der 90er und 00er Jahre keine seiner Gespielinnen Raucherin, doch bis auf diese Phase rauchten rund zwanzig Prozent der Frauen, mit denen er das Bett teilte. Das dürfte allerdings nicht über die Maßen besorgniserregend sein. Denn, so schreiben die Forscher mit einem Augenzwinkern, „die Gesamtdosis von Passivrauch durch Partnerinnen würde eingeschränkt durch die typischerweise kurze Natur seiner Beziehungen”. Der einzige Bond, in dem tatsächlich gar nicht geraucht wird, ist „Casino Royale” (2006). Als Zigarette getarnte Bond-Gadgets – also die typischen technischen Spielereien – erfreuten sich nur bis in die späten 80er großer Beliebtheit. Produktplatzierung von Zigarettenmarken fanden die Forscher dagegen nur zweimal: in „Moonraker” (1979) und in „Lizenz zum Töten” (1989).

Überraschend früh wird in Bond-Filmen andererseits auch auf die Gesundheitsrisiken des Rauchens hingewiesen, erstmals 1967 in „Man lebt nur zweimal”. Witzigerweise ist es ausgerechnet ein Bösewicht, der Bond mit einem Röntgengerät nach versteckten Waffen durchsucht und zu ihm sagt: „Sie rauchen zu viel. Spüren Sie nicht schon einen kleinen Druck auf der Brust?” Und Blofeld, einer der prägnantesten Gegenspieler Bonds, bemerkt im selben Film süffisant: „Es wird nicht das Nikotin sein, das Sie umbringt, Mr. Bond.” und gewährt ihm eine Zigarette. In „Moonraker” (1979) wird außerdem spontanes Aufhören thematisiert, als ein Passant – mit merklichem Raucherhusten – erschrocken seine Zigarette wegwirft, weil ein Sarg im Wasser an ihm vorbeitreibt. Weitere Beispiele: Sogar Bond selbst bezeichnet Rauchen in „Der Morgen stirbt nie” (1997) als „dreckige Angewohnheit”. Und in „Die Welt ist nicht genug” (1999) lässt Miss Moneypenny eine von Bond geschenkte Zigarre angewidert im Mülleimer verschwinden.

Schließlich widmen sich Wilson und Tucker noch dem generell risikobehafteten Lebensstil des Geheimagenten. „Bonds Rauchgewohnheiten scheinen im Widerspruch zu stehen zu seinem Bedarf nach körperlicher Fitness als Teil seines Jobs, seiner hohen Bildung und seinem umfangreichen Wissen in vielen Themengebieten”, erläutern sie. Doch sie passten wiederum zu seinem sehr hohen Konsum von Martinis und anderen alkoholischen Getränken sowie zu seinem rasanten Fahrstil und zu der möglicherweise geringen Lebenserwartung – angesichts tausender Geschosse, die auf ihn abgefeuert werden. „In der Tat nimmt 'schwere Gewalt' in Bond-Filmen zu”, so die Forscher. „Überdies haben 15 Prozent (9 von 60) der Frauen, mit denen er im Bett landete, versucht, ihn außer Gefecht zu setzen, gefangen zu nehmen oder umzubringen.”

Warum ausgerechnet Bond? Die Bond-Filmreihe, erläutern Wilson und Tucker, sei die am längsten laufende und, was das Franchise betrifft, umsatzstärkste Filmreihe weltweit. Bisher hatte sich die Forschung beispielsweise mit dem Alkoholkonsum und Gewaltaufkommen in den Bond-Filmen beschäftigt, jedoch noch nicht mit den zur Schau gestellten Rauchgewohnheiten. Diese Lücke haben die beiden nun geschlossen. Ihr Fazit: „Gesundheitsbeauftragte müssen sich weiterhin dafür einsetzen, dass in Filmen weniger geraucht wird, und die Altersfreigabe beschränken, wenn in Filmen geraucht wird.”

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