Wie Schokolade die Stimmung hebt

Täglicher Verzehr von Schokolade mit sehr hohem Kakaoanteil verändert die Darmflora und wirkt – wahrscheinlich dadurch – antidepressiv
Inhaltsstoffe dunkler Schokolade beeinflussen Mikrobiom und Hirnfunktionen.
Inhaltsstoffe dunkler Schokolade beeinflussen Mikrobiom und Hirnfunktionen.
© Simon A. Eugster, Creative Commons License CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Seoul (Südkorea) - Wer täglich dunkle Schokolade isst, verbessert sein emotionales Befinden. Dafür könnten bestimmte Veränderungen der Darmflora verantwortlich sein, berichten koreanische Ernährungswissenschaftler. Doch damit sich die Stimmung messbar verbessert, muss der Kakaogehalt der verzehrten Schokolade bei mindestens 85 Prozent liegen, wie die Forscher im „Journal of Nutritional Biochemistry“ berichten. Innerhalb von drei Wochen erhöhte sich bei den Testpersonen ihrer Studie die Artenvielfalt der Darmbakterien. Insbesondere verstärkte sich die Vermehrung von Bakterien der Gattung Blautia. Von diesen Mikroben freigesetzte Stoffwechselprodukte könnten über die Darm-Hirn-Achse Funktionen des Gehirns beeinflussen und eine antidepressive Wirkung entfalten.

„Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Darmmikrobiom gesunder Menschen einen höheren Anteil an Blautia-Bakterien enthält als das Mikrobiom von Patienten mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Autismus und Schizophrenie“, schreiben die Wissenschaftler um Dong-Mi Shin von der Seoul National University. In ihrer Studie untersuchten sie, welchen Einfluss ein täglicher Verzehr von Bitterschokolade auf die Zusammensetzung der Darmflora und die Stimmung der Probanden hat. Sowohl über das Nervensystem als auch über bakterielle Stoffwechselprodukte, die in das Blut gelangen, besteht eine enge Verbindung zwischen Darm und Gehirn – die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Daher könnte sich eine veränderte Darmflora auch auf Funktionen im Gehirn auswirken.

An der Studie beteiligten sich 46 gesunde Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Einige erhielten abgewogene Portionen von Schokolade mit einem Kakaoanteil von entweder 70 oder 85 Prozent. Jede dieser Testpersonen aß drei Wochen lang morgens, mittags und abends jeweils 10 Gramm der zugeteilten Schokolade. Eine dritte Gruppe, die im gleichen Zeitraum keine Schokolade verzehrte, diente als Kontrolle. Stuhlproben vor Beginn und am Ende der Testphase wurden molekularbiologisch analysiert, um das gesamte Artenspektrum an Darmbakterien – das individuelle Mikrobiom jeden Teilnehmers – zu ermitteln. Mit Hilfe standardisierter Fragebögen gaben alle Probanden vorher und nachher Auskunft über ihre Stimmungslage.

Es ergab sich kein Unterschied in den Veränderungen des emotionalen Befindens zwischen der Kontrollgruppe und denen, die Schokolade mit 70 Prozent Kakaoanteil gegessen hatten. Wurde Schokolade mit dem höheren Kakaogehalt konsumiert, stellten die Forscher eine statistisch relevante positive Veränderung der Stimmung fest. Diese Personen hatten pro Tag mit der Schokolade umgerechnet etwa 400 Milligramm darin enthaltener Polyphenole zu sich genommen. Bei der anderen Schokoladengruppe waren es nur 250 Milligramm. Aus einer früheren Studie war bekannt, dass eine antidepressive Wirkung von direkt verabreichten Polyphenolen erst ab einer Dosis von mehr als 250 Milligramm pro Tag feststellbar ist. Der Schokoladeneffekt könnte also auf den im Kakao enthaltenen Polyphenolen beruhen – das wären vor allem Catechin und Epicatechin. Diese Inhaltsstoffe sind in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu durchdringen und als Antioxidans eine Schutzwirkung für Neuronen zu entfalten.

Vergleichende Analysen des Darmmikrobioms erfolgten nur für die Kontrollgruppe und diejenigen, die Schokolade mit 85 Prozent Kakao erhalten hatten. Dabei zeigte sich, dass der Schokoladenkonsum die Artenvielfalt der Darmbakterien erhöhte. Außerdem war der Anteil an Bakterien der Art Blautia obeum gestiegen, während der Anteil einer anderen Art, Faecalibacterium prausnitzii, gesunken war. Je stärker sich das Artenspektrum verbreiterte und je stärker der Blautia-Anteil stieg, desto deutlicher verbesserte sich die Stimmung einer Testperson. Blautia-Bakterien setzen Buttersäure frei, die im Gehirn wahrscheinlich eine antidepressive Wirkung hat. Die Vermehrung dieser Bakterien anzuregen, wäre daher nach Ansicht der Autoren eine Möglichkeit, um depressive Störungen zu behandeln.

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