Schlaganfall: Lärm schadet, Vegetation schützt

Die tägliche Lärmbelastung und die Fläche der Grünanlagen im Wohngebiet, nicht aber der Feinstaubgehalt, beeinflussen möglicherweise den Schweregrad eines ischämischen Schlaganfalls
Städtische Grünanlagen haben einen positiven Einfluss auf das Schlaganfallrisiko.
Städtische Grünanlagen haben einen positiven Einfluss auf das Schlaganfallrisiko.
© Andreas Lischka / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Barcelona (Spanien) - Tabakkonsum und bestimmte Vorerkrankungen sind bekannte Einflussfaktoren, die für die Folgen eines Schlaganfalls von Bedeutung sind. Aber auch Umweltfaktoren im Bereich der Wohnung können dabei eine wichtige Rolle spielen. So haben spanische Forscher jetzt herausgefunden, dass Patienten umso stärker unter den Auswirkungen des Verschlusses einer Hirnarterie zu leiden haben, je lauter der Verkehrslärm in ihrem Wohngebiet war. Dagegen könnten Grünflächen in der näheren Umgebung einen schützenden Effekt haben, wie die Mediziner im Fachblatt „Environmental Research“ berichten. Entgegen ihrer Erwartung stand jedoch der lokale Feinstaubgehalt der Luft in keinem Zusammenhang mit dem Schweregrad eines ischämischen Schlaganfalls.

„Weitere Studien sind nötig, um zu ermitteln, auf welche Weise Grünflächen in der Umgebung der Wohnung die Folgen eines Schlaganfalls beeinflussen“, schreiben die Wissenschaftler um Rosa Maria Vivanco-Hidalgo vom Hospital del Mar Medical Research Institute in Barcelona. Es sei zum Beispiel noch nicht untersucht, ob die Art der Bepflanzung – Bäume, Sträucher, Gras – und die Häufigkeit, mit der die städtischen Grünanlagen genutzt werden, einen Einfluss haben. Abbau von Stress, häufigerer Kontakt mit anderen Menschen und Anregung zu mehr körperlicher Aktivität wären mögliche Mechanismen, die dem beobachteten Zusammenhang zugrunde liegen könnten.

Die Forscher werteten Daten von 2761 Menschen aus, die in zwei Bezirken von Barcelona wohnten und wegen eines ischämischen Schlaganfalls in ein Krankenhaus eingeliefert worden waren. Die behandelnden Ärzte bewerteten den Schweregrad des Gefäßverschlusses mithilfe einer standardisierten Punkteskala. Aus Satellitenaufnahmen ermittelten die Wissenschaftler die Größe der Grünflächen in einem Radius von 100, 300 und 500 Metern um die Wohnung jedes Patienten. Außerdem registrierten sie die örtliche Lärmbelastung tagsüber und nachts. Der Gehalt an Staubpartikeln mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer (PM2,5) in der Luft diente als Maß für die lokale Feinstaubbelastung. Als bekannte Einflussfaktoren wurden bestehende Gefäßerkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck sowie die Größe des Blutgerinnsels und die Position der betroffenen Hirnregion bei der Auswertung berücksichtigt.

Wer in einem Stadtteil mit starkem Verkehrslärm wohnte, hatte ein bis zu 20 Prozent erhöhtes Risiko, einen schweren Schlaganfall zu erleiden. Dieses Risiko war umso geringer, je größer die Grünfläche im Wohngebiet war. Hinweise auf einen Einfluss der Feinstaubbelastung ergaben sich nicht. Ein hoher Lärmpegel könnte zu einem erhöhten Blutdruck beitragen und die Blutgefäße schädigen, wodurch die Wahrscheinlichkeit eines schweren Schlaganfalls vergrößert würde, vermuten die Forscher. Frühere Studien hätten gezeigt, dass Grünflächen in der Nähe der Wohnung einen positiven Einfluss auf die psychische und körperliche Gesundheit haben und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Zudem könnte verringerter oxidativer Stress und ein geringeres Ausmaß an Entzündungsreaktionen der Entstehung von Blutgerinnseln entgegenwirken. Das müsse nun durch weitere Untersuchungen überprüft werden.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg