Schlafentzug verändert Kaufverhalten

Eine ruhelos verbrachte Nacht steigert nicht nur den Appetit, sondern verleitet auch zum Kauf kalorienreicherer Lebensmittel
Mangelnder Schlaf erhöht das Risiko für Fettleibigkeit und verschiedene andere Erkrankungen.
Mangelnder Schlaf erhöht das Risiko für Fettleibigkeit und verschiedene andere Erkrankungen.
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Uppsala (Schweden) - Eine schlaflose Nacht verändert das Verhalten beim Kauf von Lebensmitteln am nächsten Morgen: Im Einkaufskorb landen mehr und kalorienreichere Produkte als sonst, berichten schwedische Forscher im Fachblatt „Obesity“. Aus weiteren Untersuchungen schließen sie, dass Schlafmangel nicht nur das Hungergefühl und die Kalorienzufuhr am Folgetag verstärkt. Offenbar werden dadurch auch Hirnleistungen verändert, die an Entscheidungsprozessen beteiligt sind und das Belohnungszentrum aktivieren. Dies könnten zusätzliche Mechanismen sein, die die Gewichtszunahme und ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit bei chronischem Schlafmangel erklären.

„Weitere Studien sollten prüfen, ob diese durch Schlafentzug bewirkten Änderungen des Kaufverhaltens bei Fettleibigen und Menschen mit chronischen Schlafstörungen besonders stark ausgeprägt sind“, schreiben die Wissenschaftler um Christian Benedict von der Universität Uppsala. Dass Schlafmangel die Nahrungsaufnahme steigert und zu Übergewicht führen kann, ist bekannt. Die schwedischen Forscher wollten nun prüfen, ob ein verändertes Verhalten beim Einkaufen dabei eine zusätzliche Rolle spielt. Als Testpersonen dienten 14 normalgewichtige junge Männer mit regelmäßigem Schlafrhythmus. Nach einer schlaflosen Nacht und einem standardisierten Frühstück erhielten sie die Aufgabe, einen Vorrat von Lebensmitteln für die nächsten Tage einzukaufen. Dazu hatten sie umgerechnet 50 Euro zur Verfügung, die vollständig aufgebraucht werden mussten.

Zur Auswahl stand eine Warenliste mit 40 Artikeln, die Hälfte davon mit hohem, die andere mit geringem Kaloriengehalt. Zu den erstgenannten zählten Pommes frites, Speck, Käse, Eis, Gebäck und Schokolade, zu den anderen Obst, Gemüse, Kartoffeln, Thunfisch und Buttermilch. Jedes Produkt wurde mit Bild, Preis, Kaloriengehalt und Gewicht präsentiert. Jeder wiederholte den simulierten Einkauf noch zweimal, wobei die Preise der kalorienreichen Artikel um 25 Prozent nach oben oder unten verändert waren. Vor dem Frühstück entnahmen die Forscher jeweils eine Blutprobe, um den Spiegel des Hormons Ghrelin zu bestimmen, welches appetitanregend wirkt. Als Vergleich dienten die Ergebnisse nach ungestörter Nachtruhe.

Bei Schlafentzug erhöhte sich der Gesamtkaloriengehalt der eingekauften Lebensmittel um 9 Prozent, das Gesamtgewicht der Waren um 18 Prozent. Dieser Effekt war unabhängig von den angegebenen Preisen und auch unabhängig von der Höhe des Ghrelinspiegels, der bekanntlich bei Schlafmangel ansteigt. Neue Untersuchungen sollen nun zeigen, ob auch ein nur verkürzter Schlaf ähnliche Auswirkungen hat. Außerdem wäre es interessant zu wissen, ob Schlafmangel das Verhalten beim Kauf anderer Produkte ebenfalls verändert und möglicherweise den Erwerb von Luxusartikeln anregt.

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