Zu kurzer Schlaf macht Appetit auf Dickmacher
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Individuen bei eingeschränktem Schlaf ungesunde Nahrungsmittel hochgradig auffällig und belohnend finden“, erläuterte Marie-Pierre St-Onge vom Columbia University Medical Center. Das könne dazu führen, dass mehr von diesen Lebensmitteln gegessen wird. St-Onge und ihre Kollegen hatten die Hirnaktivität von 25 Frauen und Männern beobachtet, während diese sich die Bilder von gesunden und ungesunden Nahrungsmitteln ansahen. Die Forscher verglichen dabei fMRI-Scans, die nach fünf Nächten mit jeweils höchstens vier Stunden Schlaf entstanden waren, mit denen, die nach fünf Nächten ausreichend Schlaf von bis zu neun Stunden aufgenommen worden waren.
Es zeigte sich: Dieselben Hirnregionen, die beim Anblick ungesunder Nahrungsmittel aktiv waren, waren angesichts gesunder Nahrungsmittel nicht aktiv. Diese Reaktion auf ungesundes Essen sei aber ein speziell auf eingeschränkten Schlaf beschränktes neuronales Muster gewesen, stellte St-Onge fest. Dies könne nahelegen, dass es bei Schlafentzug einen größeren Hang gebe, der Versuchung ungesunden Essens zu erliegen. Und tatsächlich aßen die Teilnehmer nach der Periode mit wenig Schlaf auch mehr als nach ausreichend Schlaf.
Ergänzende Ergebnisse liefert eine weitere auf der Tagung vorgestellte Studie: „Unser Ziel war es herauszufinden, ob bestimmte, an der Verarbeitung von Nahrungsreizen beteiligte Hirnregionen durch Schlafentzug beeinträchtigt werden“, erklärte Stephanie Greer vom Sleep and Neuroimaging Laboratory an der University of California, Berkeley. Dazu hatten die Forscher 23 gesunde Erwachsene in zwei Sitzungen gefragt, wie viel Lust sie auf unterschiedliche, gezeigte Lebensmittel hatten, während sie mittels fMRI die Hirnaktivität der Probanden beobachteten. Vor einer der Sitzungen hatten die Teilnehmer ausreichend geschlafen, vor der anderen nicht.
Das Ergebnis: Schlafentzug beeinflusste merklich die Aktivität im Frontallappen. Diese Hirnregion ist entscheidend an der Kontrolle von Verhalten und komplexen Entscheidungen beteiligt – und damit auch an der Auswahl von Essen. In Hirnregionen, die mit grundlegenden Belohnungsreaktionen verbunden sind, zeigten sich dagegen keine Veränderungen durch den Schlafentzug. Zu wenig Schlaf könnte demnach verhindern, dass höhere Hirnfunktionen instinktivem Verlangen einen Riegel vorschieben. „Diese Ergebnisse beleuchten“, sagte Greer, „wie das Gehirn durch Schlafentzug beeinträchtigt wird, was zur Auswahl ungeeigneter Lebensmittel führt.“