Zu fein, zu dünn, zu unbequem

Unangemessene Kleidung bremst Kindergartenkinder auf dem Weg nach draußen und hindert an Spiel und Bewegung an der frischen Luft
Mit warmer Jacke und Mütze macht das Rutschen auch bei kühleren Temperaturen noch Spaß
Mit warmer Jacke und Mütze macht das Rutschen auch bei kühleren Temperaturen noch Spaß
© Wissenschaft aktuell, Cornelia Dick-Pfaff
Cincinnati (USA) - Falsche Kleidung kann Kindergartenkinder am Spiel im Freien hindern und damit ausreichende Bewegung deutlich einschränken. Selbst wenn nur eines oder wenige Kinder nicht angemessen bekleidet sind, kann das mitunter die gesamte Gruppe davon abhalten, nach draußen zu gehen. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische Mediziner nach einer Befragung in Kinderbetreuungseinrichtungen. Auf diesen nicht zu unterschätzenden Faktor weisen sie im "International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity" hin. Zu eindeutigen Hindernissen zählen etwa fehlende warme Mäntel, Handschuhe oder Mützen im Winter, ungeeignetes Schuhwerk wie Flip-Flops oder lockere Sandalen im Sommer, Schmuck, zu enge oder zu weite, aber auch zu schicke Kleidung, die nicht schmutzig werden darf.

"Kinderbetreuungseinrichtungen sollten in Erwägung ziehen, klare und spezifische Richtlinien aufzustellen, was die Art der Kleidung anbelangt, die erlaubt ist", erläutert Kristen Copeland vom Cincinnati Children's Hospital Medical Center, "so dass die Möglichkeiten der Kinder zum aktiven Spielen nicht eingeschränkt sind." An diesen sollten sich die Eltern dann aber auch tatsächlich orientieren. Mündliche oder schriftliche Bitten und Ratschläge der Betreuer stoßen nämlich häufig auf wenig Resonanz, ergaben Befragungen der Mediziner. Und schon einige wenige Kinder mit ungeeigneter Kleidung können die komplette Gruppe ausbremsen, den Weg nach draußen anzutreten.

Viel Bewegung an der frischen Luft ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit und die Entwicklung von Kindern. Copeland und ihre Kollegen wollten mit ihrer Untersuchung herausfinden, warum es zum Teil deutliche Unterschiede im Ausmaß der körperlichen Aktivität im Freien in der Kindergartenzeit gibt. Dazu hatten sie in einer Reihe von Kinderbetreuungseinrichtungen in Cincinnati die Betreuer nach deren Erfahrungen gefragt.

Kleidung war eindeutig ein häufiges Hindernis für das Spiel im Freien, stellten die Mediziner zu ihrer Überraschung fest. Falsch gekleidete Kinder waren daher auch oft ein Konfliktpunkt zwischen Betreuern und Eltern. Zwar können sich die Erzieher durchaus gute Gründe für die falsche Kleiderwahl vorstellen - angefangen von Hektik am Morgen über Vergesslichkeit, finanzielle Engpässe bis hin zu Quengeleien der Kleinen, das Lieblingsstück anziehen zu dürfen. Dennoch würden sie sich wünschen, dass Eltern einsehen, wie wichtig Bewegung und Spiel an der frischen Luft sind, und entsprechend handeln. Die Studie zeigt, dass Eltern mitunter offenbar Belehrung darüber benötigen, dass dies essenziell für die Entwicklung ihrer Kinder ist, so die Forscher.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Flip flops, dress clothes, and no coat: clothing barriers to children's physical activity in child-care centers identified from a qualitative study", Kristen A Copeland et al.; International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity (im Druck)


 

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