Wohlstand lässt Eltern in Entwicklungsländern mehr für Bildung ausgeben

Eine patrilineare, also auf Vererbung in männlicher Linie ausgerichtete Bevölkerungsgruppe in Äthiopien und eine matrilineare, also auf weibliche Erbfolge orientierte Bevölkerungsgruppe in Malawi standen im Fokus der Analysen von Mhairi Gibson von der University of Bristol und Rebecca Sear von der London School of Economics. Beide Populationen zeigten, sobald sie zu etwas mehr Wohlstand kamen, deutliche Unterschiede in ihren Ausgaben für die Kinder: Die erstgeborenen Kinder erhielten grundsätzlich mehr Bildungsmöglichkeiten als die nachgeborenen. Dabei bevorzugten die patrilinear orientierten Arsi Oroma in Äthiopien eindeutig die Söhne. Matrilinear geprägte Familien der Chewa in Malawi taten in erster Linie etwas für die Bildung der Töchter.
Waren die Familien jedoch arm, investierten sie gleichermaßen wenig in die Bildung ihrer Kinder. Interessanterweise spielte dann das Geschlecht eines Kindes auch keine besondere Rolle mehr. Arme Familien der Arsi Oroma diskriminierten nicht ihren weiblichen Nachwuchs, und arme Familien der Chewa benachteiligten nicht ihre Söhne. Mit zunehmendem Wohlstand aber begrenzten die Elternpaare auch die Zahl ihrer Kinder: Mehr Geld sollte auf weniger Häupter verteilt werden. Arme Familien hingegen betrieben weniger Familienplanung, da bei ihnen wegen der Armut auch die Kindersterblichkeit höher war.