Wie eine Verletzung eine Infektion vortäuschen kann
"Komplikationen durch Entzündungen sind direkt verantwortlich für etwa ein Drittel der durch Verletzungen verursachten Todesfälle", sagt Carl Hauser vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston. Da die Mitochondrien von Bakterien abstammen, weisen sie mehrere bakterielle Merkmale auf, die das angeborene Immunsystem alarmieren. Hauser und Kollegen konnten bei Patienten mit schweren Verletzungen stark erhöhte Blutspiegel an mitochondrialer DNA und mitochondrialen Proteinen nachweisen. Diese Substanzen werden von bestimmten Immunzellen fälschlicherweise als fremd erkannt, da sie an dieselben Rezeptoren ankoppeln wie bakterielle Moleküle. Die dadurch aktivierten Signalwege lösen Entzündungsreaktionen aus, die wie bei einer Sepsis zu Organversagen und Tod führen können. Das bestätigten die Forscher, indem sie Mitochondrien in Ratten injizierten und damit schwere Entzündungen von Lunge und Leber verursachten.
Während bei einer bakteriellen Sepsis Antibiotika hilfreich sind, muss ein durch Verletzungen ausgelöstes systemisches Entzündungssyndrom auf andere Weise behandelt werden. Jetzt lässt sich besser und schneller zwischen den beiden Ursachen unterscheiden. Die Forschungsergebnisse zeigen auch neue Ansatzmöglichkeiten für Therapien, die entzündungsbedingte Komplikationen bei schweren Verletzungen verhindern könnten. Typische Merkmale des systemischen Entzündungssyndroms sind Fieber, erhöhter Puls und niedriger Blutdruck sowie beeinträchtigte Funktionen verschiedener Organe.