Warum Männer wütend sein dürfen und Frauen immer nur lächeln sollen
"Unsere Forschung zeigt, dass die Verbindung zwischen Zorn und Männern einerseits und Fröhlichkeit und Frauen andererseits so stark ist, dass dies die Entscheidung beeinflussen kann, ob ein flüchtig betrachtetes Gegenüber männlich oder weiblich ist", erklärt Ursula Hess von der Université du Québec. "Die gleichen Merkmale, die ein Gesicht männlich wirken lassen - eine hohe Stirn, ein kantiges Kinn und stärkere Augenbrauen - werden auch mit der Wahrnehmung von Dominanz in Verbindung gebracht. Umgekehrt werden Merkmale, die ein Gesicht weiblich erscheinen lassen - ein rundes, kindliches Gesicht mit großen Augen - mit Zugänglichkeit und Wärme assoziiert."
In Experimenten ließen Hess und ihre Kollegen das Geschlecht von androgyn aussehenden Personen durch Versuchsteilnehmer bestimmen. Es zeigte sich, dass die Gesichter von Frauen mit ärgerlichem oder zornigem Gesichtsausdruck am seltensten korrekt als weiblich erkannt wurden. "Dieser Unterschied in der Wahrnehmung von Gefühlen und sozialen Zügen der beiden Geschlechter kann bedeutsame Folgen für die soziale Interaktion in einer Reihe von Situationen haben", erklärt Hess. "Unsere Forschung zeigt, dass der gleiche Grad von Zorn, ausgedrückt von einem Mann, intensiver wahrgenommen wird als bei einer Frau. Umgekehrt wirkt Fröhlichkeit fröhlicher bei einer Frau als bei einem Mann."