Warum Darwin nicht Mendels Erkenntnisse haben konnte
Beide interessierten sich für die Natur und waren Zeitgenossen: der mährische Priester Gregor Mendel (1822-1884) und der englische Beinahe-Theologe Charles Darwin (1809-1882). Damit erschöpfen sich aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Ihre Forschungsinteressen und wissenschaftlichen Wurzeln waren sehr unterschiedlich, zeigt Jonathan C. Howard von der Universität Köln.
"Quantitative Variation war das Herzstück von Darwins Evolution und quantitative Variation ist der letzte Ort, an dem die Mendelsche Vererbung in reiner Form zu sehen wäre", erklärt Howard. Darwin wurde stark beeinflusst von dem Geologen Charles Lyell. Nach seiner Reise mit der "Beagle" 1831-1836 konzentrierte Darwin sich auf die unendlich feinen Unterschiede zwischen den Arten und die Vorteile und Nachteile, die dieses oder jenes Merkmal für eine Spezies hatte. Die Daten, die Darwin für sein Buch "The Different Forms of Flowers on Plants of the Same Species" zusammengetragen hatte, hätten auch zu der Entdeckung führen können, die Mendel gemacht hatte. Aber Darwin hat es nicht gesehen.
Gregor Mendel dagegen betrachtete nur eine einzige Pflanze, die Erbse, und die wuchs im Garten seines Klosters. Mendel besaß überdies ein profundes Verständnis für Physik, Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, was dazu beigetragen hat, dass er die Vererbungsregeln hat erkennen können.