Warum Blasenentzündungen immer wiederkehren oder chronisch werden
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass für chronische und wiederkehrende bakterielle Infektionen ein gemeinsamer Mechanismus verantwortlich sein könnte", erklären Scott Hultgren und seine Kollegen von der Washington University in St. Louis. Die Forscher untersuchten bei Mäusen die Entwicklung von Harnwegsinfektionen durch E. coli. Bestimmte Stämme dieses Bakteriums verursachen 80 Prozent solcher Erkrankungen beim Menschen. Im Krankheitsverlauf kam es entweder zu einer akuten Infektion oder es entwickelte sich eine monatelang andauernde chronische Blasenentzündung. Ein chronischer Verlauf kündigte sich dadurch an, dass 24 Stunden nach der Infektion der Blutspiegel an entzündungsfördernden Botenstoffen anstieg. Außerdem traten starke Schäden der Blasenschleimhaut auf. Wurden bei einer chronischen Infektion die Bakterien durch ein Antibiotikum eliminiert, erkrankten die Tiere später mit großer Wahrscheinlichkeit erneut. Genetisch veränderte Mäuse, bei denen Bakterien keine Entzündungsreaktionen mehr auslösen konnten, entwickelten auch keine chronische Infektion. Auch die Behandlung mit dem entzündungshemmenden Glukokortikoid Dexamethason vor der Infektion unterdrückte einen chronischen Krankheitsverlauf.
Es sei denkbar, so die Forscher, eine gezielte Immunabwehr gegen Harnwegsinfektionen durch eine Impfung zu bewirken, so dass es nicht mehr zu den gewebsschädigenden Entzündungsreaktionen käme und die Gefahr chronischer oder wiederkehrender Infektionen sinken würde. Außerdem sollen in Zukunft diagnostische Tests helfen, die Entwicklung einer solchen Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Jede zweite Frau erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer Harnwegsinfektion. Bei 20-30 Prozent kommt es innerhalb von 3-4 Monaten zu einer erneuten Infektion. Warum sich nach der Erstinfektion kein Immunschutz entwickelt, ist ungeklärt.