Wann sag ich's meinem Kinde: Samenspende-Kinder so früh wie möglich über ihre Entstehung aufklären

Eine Befragung von Samenspende-"Kindern" ergab, dass Eltern die Zeugnungsumstände ihren Kindern so früh wie möglich erklären sollten. Im Erwachsenenalter von der Samenspende zu erfahren, kann bei den Betroffenen zu Schock und Wut führen.
Cambridge (Großbritannien) - Woher komme ich? Wer sind meine Eltern und Großeltern? Diese Fragen sind nicht immer leicht zu beantworten - vor allem dann nicht, wenn ein Elternteil oder beide Eltern nicht leiblich sind. Eltern sollten ihrem Kind jedoch so früh wie möglich - am besten schon zwischen dem vierten und elften Lebensjahr - sagen, wenn es mit Hilfe einer Samenspende gezeugt wurde, erklärte ein britisches Forscherteam auf der 24. Jahrestagung der "European Society of Human Reproduction and Embryology". Je später die Stunde der Wahrheit, desto irritierender ist es für das Kind. Ist das "Kind" bereits über 18, kann es auch zu schweren Zerwürfnissen zwischen ihm und dem leiblichen Elternteil kommen.

Die Reproduktionsmedizin macht heute schon vieles möglich. Doch die Forschung zu den psychischen und sozialen Konsequenzen für die Betroffenen hält nicht damit Schritt. Jetzt hat ein britisches Forscherteam eine der ersten Erhebungen zu der Frage "Wann sollen Eltern ihrem Kind von seiner Entstehung durch eine Samenspende erzählen?" durchgeführt. Das Team um Vasanti Jadva von der University of Cambridge befragte online 165 Jugendliche und Erwachsene im Alter zwischen 13 und 61 Jahren. Die Befragten waren über die Donor Sibling Registry gefunden worden, eine Datenbank in den USA, die es ermöglicht, nach Spenden-Vätern und Spenden-Geschwistern zu suchen.

"Wir fragten die Samenspende-Kinder, wie sie sich fühlten, als sie von den Umständen ihrer Zeugung erfuhren", erklärt die Forscherin. "Das häufigste Gefühl dabei war Neugier, unabhängig vom jeweiligen Alter, in dem sie von der Samenspende erfuhren. Doch es gab Unterschiede, wenn die Kinder schon älter waren, als sie diese Informationen erhielten. Diejenigen, die davon erst im Erwachsenenalter erfuhren, berichteten, dass sie sich verwirrt, geschockt, gelähmt oder wütend gefühlt haben. Nur manche haben sich erleichtert gefühlt." Das Gefühl der Verwirrtheit nahm mit zunehmendem Alter zu. Von den Vier- bis Elfjährigen fühlten sich nur 37 Prozent verwirrt, nachdem sie von den Umständen ihrer Zeugung erfahren haben. Bei den Zwölf- bis 18-Jährigen waren es bereits 52 Prozent und bei den über 18-Jährigen waren es 69 Prozent. "Ich bin sehr wütend", schrieb eine 50-jährige Person in den Fragebogen. "Ich hatte in meiner Kindheit und Jugend meine Eltern immer wieder gefragt, ob ich adoptiert sei. Aber mir wurde immer nur gesagt, ich solle nicht närrisch sein." Jemand, der den Fragebogen mit 13 Jahren ausfüllte und mit vier Jahren von der Samenspende erfahren hatte, schrieb hingegen: "Ich war so jung, dass ich mich an kein anderes Gefühl erinnere als daran, interessiert und neugierig gewesen zu sein."

Die Forscher konnten auch Unterschiede in der Aufklärungsbereitschaft der Eltern feststellen: Alleinerziehende Mütter und lesbische Paare klärten ihre Kinder sehr frühzeitig über ihren Ursprung auf. Niemand aus diesen beiden Familientypen war über 18, als er oder sie von der Samenspende erfuhr. Von den Samenspende-Kindern aus heterosexuellen Familien waren es dagen 33 Prozent, die erst nach ihrem 18. Lebensjahr von ihrem Ursprung erfuhren.

European Society of Human Reproduction and Embryology
Quelle: European Society of Human Reproduction and Embryology


 

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