Wahl verursacht keine Qual - macht aber müde

Minneapolis (USA) - Eigentlich möchte man vielleicht nur einen Kaffee oder einen Tee trinken. Doch in vielen Coffeeshops wird man von der Auswahl fast erschlagen: Da gibt es den White Chocolate Moca, den Caramel Macchiato, den Green Chaitea oder den Caffè Americano. Und tatsächlich: Ständig unter zahlreichen Angeboten etwas auswählen zu müssen, macht müde und führt zu Konzentrationsschwierigkeiten. Dies hat jetzt ein amerikanisches Wissenschaftler-Team herausgefunden. Wie sie im "Journal of Personality and Social Psychology" berichten, ist es genau der Akt des Wählens, der zur Erschöpfung führt. Wenn man sich einfach nur ansieht, was es alles so gibt - zum Beispiel bei einem Schaufensterbummel -, tritt die Erschöpfung nicht auf.

Ihre Experimente führten die Forscher um Kathleen Vohs von der University of Minnesota sowohl unter Laborbedingungen als auch buchstäblich auf der Straße durch. Über 300 Versuchspersonen standen für die Laborstudie zur Verfügung. Für das Einkaufsmeilen-Experiment fanden die Wissenschaftler 58 Teilnehmer. In verschiedenen Variationen testeten Vohs und ihre Kollegen, wie sich die Leistungsfähigkeit bei Menschen ändert, die kurz vorher irgendeine Wahl unter zahlreichen Dingen treffen mussten. Das Ergebnis verglichen sie mit der Leistungsfähigkeit einer Kontrollgruppe, die einfach nur eine Auswahl betrachten sollte, sich aber für nichts entscheiden musste.

Zum Beispiel sollte eine Gruppe zunächst unter Waren oder Unterrichtsmaterialien etwas auswählen. Danach wurde sie aufgefordert, ein paar Rechenaufgaben zu lösen. Die Kontrollgruppe musste nichts auswählen, sondern sollte die Objekt-Auswahl nur betrachten und dann die Rechenaufgabe lösen. In allen Experiment-Durchgängen zeigte sich: Wer eine Auswahl zu treffen hatte, schnitt bei der Lösung der Rechenaufgabe schlechter ab als jene Versuchsteilnehmer, die die Auswahl einfach nur betrachten sollte.

Um das Ergebnis zu untermauern, gingen die Forscher auch noch in eine Einkaufsmeile. Dort baten sie insgesamt 58 Passanten, ihnen zu berichten, wie viele Kaufentscheidungen sie an jenem Tag bereits getroffen hatten. Danach sollten auch die Passanten jeweils einige Rechenaufgaben lösen. Auch hier zeigte sich eine klare Korrelation: Wer viel ausgewählt hatte, schwächelte bei den Mathematikaufgaben stärker als diejenigen, die einfach einen Bummel durch die Einkaufsmeile gemacht hatten.

American Psychological Association
Quelle: "Making Choices Impairs Subsequent Self-Control: A Limited-Resource Account of Decision Making, Self-Regulation, and Active Initiative", Kathleen D. Vohs, Noelle M. Nelson, Roy Baumeister, Brandon J. Schmeichel, Jean M. Twenge, Dianne M. Tice, Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 94, No. 5


 

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