Vorschulkinder nehmen Konkurrenz gelassen - aber nur bei Geschlechtsgenossen
Lange Zeit hatten sich Psychologen darüber gewundert, wie wenig es Kinder im Vorschulalter berührte, wenn andere Kinder im gleichen Alter Aufgaben schneller oder korrekter lösten. Man erklärte dies damit, dass Kinder in diesem Alter eben noch einen unerschütterlichen Glauben daran hätten, dass mit mehr Anstrengung jeder noch so große Vorsprung aufzuholen sei.
Nun haben Marjorie Rhodes und Daniel Brickman von der University of Michigan Vier- und Fünfjährige eine Reihe von Aufgaben lösen lassen. Dabei informierten sie jedes Kind darüber, ob es die jeweilige Aufgabe besser oder schlechter als ein Junge oder ein Mädchen gelöst habe. Manchmal sagten sie aber auch nur, dass "ein anderes Kind" besser gewesen sei. Anschließend durften die Kinder, die schlechter abgeschnitten hatten, die Aufgabe wiederholen. Dabei zeigte sich, dass die Frustrationsgrenze schnell überschritten war, wenn das angeblich bessere Kind zum anderen Geschlecht gehörte. Interessant ist, dass nicht nur Jungen nicht von Mädchen übertrumpft werden wollen, sondern Mädchen auch nicht von Jungen. Anerzogene oder kulturell überlieferte Überlegenheitshaltungen von Jungen gegenüber Mädchen scheinen also keine spezielle Rolle gespielt zu haben. Kinder in dem Alter reagieren einfach empfindlich, wenn ein Kind des anderen Geschlechts sich als ihnen überlegen erweist.