Versuchung ist oft stärker als angenommen

"Die Menschen sind nicht besonders gut darin, die Macht ihrer Bedürfnisse einzuschätzen", erklärt Loran Nordgren von der Northwestern University. "Und jene, die am stärksten glauben, sich unter Kontrolle zu haben, erliegen am wahrscheinlichsten einer Versuchung. Der Schlüssel zum Vermeiden der Versuchung ist, entsprechende Situationen zu vermeiden und eine bescheidene Haltung gegenüber der eigenen Willenskraft einzunehmen."
In vier Experimenten, die Hunger, Sucht und mentale Erschöpfung thematisieren, untersuchten Nordgren und seine Kollegen, wie die Versuchspersonen ihre Willenskraft einschätzten und wie schnell sie einer Versuchung erlagen. Bei einem Experiment ging es beispielsweise um Nikotinsucht. Dabei zeigte sich, dass vor allem diejenigen, die glaubten, sich unter Kontrolle zu haben, sofort nach einem Film über das Rauchen zur Zigarette griffen.
"Ein System, welches davon ausgeht, dass die Menschen sich im Griff haben, geht in die Irre. Wir setzen uns mehr Versuchungen aus als gut für uns ist. Und in der Folge haben wir Millionen Menschen, die unter Fettsucht, Süchten und anderen ungesunden Lebensweisen leiden", sagt Nordgren. "Und obwohl unsere Studie sich auf die Untersuchung privaten Verhaltens wie Rauchen und Essen beschränkte, ist es leicht, sie in einen größeren Kontext zu stellen. Wenn man die Macht der Versuchung versteht, kann man auch die Frage stellen, wie weit wir Kontrollen und Richtlinien für Politiker und Manager brauchen."